Jodtabletten für fünf Millionen Menschen in 779 Schweizer Gemeinden
Kommt es zu einem Unfall in einem Atomkraftwerk, können Jodtabletten helfen. Daher stattet die Armeeapotheke die Bevölkerung aus.
Im Auftrag der Armeeapotheke verteilt die Post Jodtabletten in alle Haushalte, Betriebe und öffentlichen Einrichtungen im Umkreis von 50 Kilometern um die Schweizer Atomkraftwerke. Allen über 45-Jährigen wird von der Einnahme der Tabletten allerdings abgeraten. 779 Schweizer Gemeinden werden mit den Tabletten versorgt, verteilt über 12 Kantone.
Erfahrungen zeigten, dass die Jodtabletten vor allem für Menschen bis 45 Jahre wirkungsvoll sind und bereits Kinder ab zwei Monaten vor Schilddrüsenkrebs schützen könnten, sagten Vertreter des Bundesamts für Gesundheit (BAG) am Dienstag vor den Medien in Solothurn.
Das Risiko, Schilddrüsenkrebs zu entwickeln, nimmt mit zunehmendem Alter stark ab. Mögliche Nebenwirkungen von Jodtabletten erhalten dadurch gemäss BAG mehr Gewicht. Gleichzeitig erhöht sich im Alter auch das Risiko von schweren Nebenwirkungen, zum Beispiel für eine durch Jod ausgelöste Schilddrüsenüberfunktion.
Einnahme nötig bei Atomkraftwerk-Unfall
Eingenommen werden müssten Jodtabletten, wenn es bei einem Atomkraftwerk zu einem Unfall mit Austritt von Strahlung käme. Über den richtigen Zeitpunkt der Einnahme der Tabletten mit Kaliumiodid würden die Behörden bei einem Notfall informieren.
Die neuen Jodtabletten ersetzen die 2014 verteilten Packungen. Diese können in Kleinmengen bis zu zehn Stück in allen Apotheken abgegeben werden, sagte Pierre-André von Zeerleder, Chef der Armeeapotheke. Die alten Tabletten, deren Haltbarkeitsdatum demnächst abläuft, würden rezykliert und das Jod für andere Verwendungszwecke zurückgewonnen.
Weil das AKW Mühleberg seit der letzten Verteilaktion abgeschaltet wurde, verkleinerte sich das Verteilungsgebiet. Die aktiven Atomkraftwerke der Schweiz befinden sich Gösgen SO, Döttingen AG (Beznau I/II) sowie Leibstadt AG.