Junge Tat: Thurgauer muss wegen Nazi-Aktionen 18'000 Stutz zahlen

Alexander König
Alexander König

Frauenfeld,

Die Junge Tat sorgt immer wieder für Aufsehen: Aktuell mit einem Serbischstämmigen, der auf einen Kran kletterte und seine Ausländerfeindlichkeit kundtat.

Gender Junge Tat
Die Mitglieder der Jungen Tat bei einer Stör-Aktion in Zürich. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deswegen. - Instagram

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Anhänger der Jungen Tat wird zur bedingten Strafe von 18'000 Franken verurteilt.
  • Einer der Gründe: Mit einem diskriminierenden Kreuz störte er einen LGBTQ+-Gottesdienst.
  • Ausserdem platzierte er Transparente an öffentlichen Plätzen.

Ein 21-jähriger Anhänger der rechtsextremen «Jungen Tat» muss für seine Taten tief in die Tasche greifen. Stolze 18'000 Franken Strafe! Vorerst bedingt, mit einer Probezeit von drei Jahren.

Aber von Anfang an: Der serbischstämmige Bojan Kostic* (21) klettert 2022 auf das Basler Bahnhofsgebäude. Oben angekommen hisst der Thurgauer ein übergrosses Banner mit der Aufschrift «Kriminelle abschieben». Das berichtet das «Tagblatt».

Höhenangst hat Kostic auf jeden Fall nicht, denn: Ein anderes Mal besteigt er einen Baukran und hängt ein weiteres Banner auf: «Denkst du global, dienst du dem Kapital, sichere Grenzen, sichere Zukunft.»

Bei einer Demonstration in Zürich ist er zudem in eine Schlägerei verwickelt. Und er soll sich einer Ausweiskontrolle durch die Polizei entzogen haben.

LGBTQ+-feindliches Kreuz am Gottesdienst

Damit nicht genug: Eines Tages taucht Kostic mit anderen Mitgliedern an einem Pride-Gottesdienst in Zürich auf. Mit einem weissen Kreuz in der Hand laufen sie in die Kirche.

Auf dem Kreuz steht: «No Pride Month».

Gut möglich, dass es sich um einen Vorfall von Mitte 2022 handelt, über den damals berichtet wurde: Damals wurden die homo- und transphoben Männer von einem Mann in die Flucht geschlagen. Sie hatten ein weisses Kreuz in die Kirche getragen.

Der Vorfall schürte Angst, dass an kommenden LGBTQ+-Anlässen ähnliches geschieht.

Die Staatsanwaltschaft klagte ihn wegen «Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit» an. Artikel 261 des Schweizerischen Strafgesetzbuches richtet sich gegen jene, die: Überzeugungen anderer in Glaubensfragen – insbesondere den Glauben an Gott – verspotten.

Laut dem Strafbefehl setzte Kostic nicht nur die Menschenwürde der anwesenden Personen herab. Nein: Er diskriminierte sie auch wegen ihrer sexuellen Orientierung.

Unternimmt die Schweiz genug gegen Ausländerfeindlichkeit?

In einem auf Social Media verbreiteten Video, so das «Tagblatt», nimmt Kostic Stellung. Zum Ausdruck kommt nicht etwa Einsicht. Vielmehr nennt er die Vorwürfe «absolut lächerlich» und bestreitet die Taten.

Die Kreuz-Aktion räumt er zwar ein, erklärt aber: «Der Fakt, dass ich ein christliches Symbol in einer christlichen Kirche platziert haben soll, während ein Gottesdienst stattfand, der keine christlichen Werte verkörpert: War das Kreuz wirklich das Problem an diesem Tag?»

Leugnet «Junge Tat»-Anhänger Völkermord an Muslimen?

Der 21-Jährige steht in engem Kontakt mit den Co-Leitern der Jungen Tat. Seine Haltung macht er auch in seinem Instagram-Nutzernamen klar: Die Zahl 1389 erinnert an die Schlacht auf dem Amselfeld: Hier kämpften Serben nach eigener Darstellung für das christliche Abendland gegen den Islam.

Zudem gibt es eine Bewegung, die sich 1389 nennt. Unter anderem leugnet sie den Völkermord von Srebrenica, bei dem im Juli 1995 rund 8000 bosnische Muslime ermordet wurden.

Zu der Strafe hinzu kommen eine Busse von 3000 Franken und Verfahrenskosten von rund 2000 Franken. Fünf weitere Mitglieder der Jungen Tat werden ebenfalls angeklagt – unter anderem wegen des Verbrennens verbotener Feuerwerkskörper und Hausfriedensbruch.

*Name geändert

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