Käfigturm schlägt ungenau – Das steckt dahinter
Immer wieder schlägt der Berner Käfigturm entweder zu früh oder zu spät. Was es damit auf sich hat – und warum sich dies nicht vermeiden lässt.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Berner Käfigturm schlägt immer wieder zu früh oder zu spät.
- Was viele nicht wissen: Das Uhrwerk wurde bereits 1691 erbaut.
- Darum und wegen heftiger Temperaturschwankungen schlägt die Uhr manchmal falsch.
«Ich habe beim Waisenhausplatz in einem Restaurant ein Bier getrunken und stand unter Zeitdruck», sagt ein Berner Nau.ch-Leser. «Meine Freundin und ich wollten noch an ein Konzert.»
Dann schlägt nebenan die Glocke des Käfigturms Punkt sechs Uhr. «Ich hatte schon Angst, dass ich zu spät komme und aufs Tram rennen muss.»
Der Berner checkt sein Handy – und staunt: «Die Uhr zeigte acht Minuten vor sechs. Also hatte ich noch mehr als genug Zeit.»
Der Käfigturm in Bern ist ein historisches Wahrzeichen, das Besucher aus aller Welt anlockt. Doch immer wieder schlägt die Glocke falsch. Mal zu früh, mal zu spät. Was steckt dahinter?
Alte Technik und schwankende Temperaturen
Heute gehört der Turm dem Polit-Forum Bern. Leiter Lukas Hupfer weiss deshalb bestens über das uralte Bauwerk Bescheid. «Das bis heute bestehende Uhrwerk im Käfigturm wurde 1691 erbaut», sagt er zu Nau.ch.
Hupfer nennt zwei Gründe für die regelmässige falsche Zeitangabe: «Die Ungenauigkeit der Uhr ist einerseits den technischen Möglichkeiten der Uhrmechanik jener Zeit geschuldet. Andererseits führen die schwankenden Aussentemperaturen und ihre Auswirkungen auf das Material der Uhr zu einer gewissen Ungenauigkeit».
Darum gehe die Uhr manchmal etwas vor, manchmal etwas nach. Als Mieterin des Käfigturms verfolge das Polit-Forum die Uhr aktiv und lasse sie regelmässig richten.
Uhrwerk 2022 überarbeitet
Bei der Uhr im Käfigturm handle es sich um ein handgeschmiedetes Uhrwerk, was sehr selten sei. Bei der Renovation 1990 sei es vom Estrich in den obersten Ausstellungsraum verlegt worden. «Erst letztes Jahr wurde das Uhrwerk beim Lifteinbau überarbeitet.»
Die maximale Laufzeit der mechanischen Uhr betrage 36 Stunden. «Darum müssen die 45 Kilogramm schweren Gewichte jeden Tag manuell hochgekurbelt werden», so Hupfer. Nebst dem täglichen Aufziehen müsse die Uhr auch regelmässig gerichtet werden.
Zwar besichtigen interessierte Besucher aus dem In- und Ausland regelmässig das historische Uhrwerk. Ab und zu fällt auch jemandem von ihnen auf, dass die Uhr nicht genau schlägt, wie Hupfer sagt. Zuletzt habe sich letzten Herbst jemand deshalb gemeldet.