Kann ein Spinnenbiss zum Tod führen?

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Bern,

Ein Österreicher (49) erblindet nach einem Spinnenbiss – nur knapp entkommt er dem Tod. Wäre das auch hier in der Schweiz möglich?

Spinne
Eine Spinne baut sich in Zürich ihr Netz. Doch wie gefährlich sind Spinnenbisse eigentlich für uns Menschen? - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Österreicher (49) erblindete aufgrund eines Spinnenbisses.
  • Das Tier hatte ihm das Bakterium Staphylococcus aureus übertragen.
  • Dieses kommt auch in der Schweiz vor. 20 bis 40 Prozent aller Menschen tragen es auf sich.

Derzeit macht ein Spinnenbiss-Fall in Österreich die Runde im Netz: Ein Mann (49) wird bei Gartenarbeiten von einer Spinne in die Stirn gebissen. Die betroffene Stelle wird rot, eine Woche später leidet er unter Schwindelanfällen, einem Stechen in der Nierengegend und Herz-Rhythmusstörungen.

Seine Frau bringt ihn ins Spital, dort verliert er das Bewusstsein und fällt ins Koma. Die Diagnose: Offenbar übertrug die kleine Spinne durch ihren Biss das Bakterium Staphylococcus aureus.

Der Mann muss sich insgesamt 31 Operationen unterziehen. Mittlerweile kann er zwar wieder gehen, ist aber erblindet, weil die Infektion auf seine Augen übergegriffen hat.

Bakterium existiert auch in der Schweiz

Was dramatisch klingt, ist durchaus auch bei uns denkbar. «Dieses Bakterium existiert ebenso in der Schweiz», bestätigt Marco Rossi, Facharzt für Infektiologie am Luzerner Kantonsspital. «Pro Jahr registrieren wir hier bei uns auch schwer verlaufende Fälle.» Ähnlich klingt es von Seiten des Universitätsspitals Bern.

Marco Rossi Luzerner Kantonsspital
Marco Rossi, Facharzt für Infektiologie am Luzerner Kantonsspital - Nau

Meistens würden diese zwar nicht so drastisch enden wie im Fall des betreffenden Österreichers. Aber: «Es sind auch schon Patienten an einer Blutvergiftung mit Staphylokokken gestorben.» Oft seien dies ältere, geschwächtere Personen.

20 bis 40 Prozent der Menschen tragen Bakterium auf sich

«Das Bakterium Staphylococcus aureus tragen rund 20 bis 40 Prozent aller Menschen auf sich», sagt Hansjakob Furrer, Chefarzt an der Universitätsklinik für Infektiologie in Bern. «Es handelt sich um einen der häufigsten Erreger von Hautinfektionen.»

Hansjakob Furrer Universitätsspital Bern
Hansjakob Furrer, Chefarzt an der Universitätsklinik für Infektiologie in Bern - zVg

Haut- und Weichteilinfektionen, wie sie das Staphylococcus aureus hervorruft, beginnen manchmal mit einer Hautrötung und einem schwarzen Punkt in der Mitte. Die Patienten würden laut Rossi oft davon ausgehen, dass es sich um einen Insektenstich oder einen Spinnenbiss handle. Von dort aus könne sich eine Infektion über das Blut ausbreiten und über die Blutvergiftung zur Schädigung verschiedener Organe führen.

Wurde Bakterium doch nicht von Spinne übertragen?

Beide Ärzte bezweifeln, dass das Bakterium beim Österreicher effektiv durch den Spinnenbiss übertragen wurde. «In 90 Prozent der Fälle, in denen die Leute meinen, sie seien von einer Spinne gebissen worden, handelt es sich gar nicht um solche«, so Furrer.

Ausserdem: 2013 wurde in der Schweiz eine Studie durchgeführt, die bestätigt, dass Bisse unserer heimischen Spinnen grundsätzlich nicht gefährlich sind.

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