Kanton Bern verschiebt Entscheid zu Länggass-Tram um einige Jahre
Die Bernmobil-Buslinie 20 (Bern Bahnhof - Wankdorf Bahnhof) ist nach Angaben des Kantons Bern bereits heute überlastet.
Der Kanton Bern ist sich nicht mehr so sicher, ob das Berner Länggassquartier in einigen Jahren wirklich durch ein Tram erschlossen werden soll. Nach der Mitwirkung zur Zweckmässigkeitsbeurteilung Wyler-Länggasse hat er beschlossen, vorerst mit einem Entscheid zuzuwarten.
Wie die kantonale Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion (BVE) am Dienstag mitteilte, finden zwar die Fachleute des Kantons den Bau des Länggass-Trams weiterhin nötig. Dies aufgrund der Verkehrsprognosen. Ihnen zufolge wird die Zahl der Passagiere auf dem Länggass-Ast der Bernmobil-Linie Nummer 12 stark ansteigen.
In der Mitwirkung ist diese Verkehrsprognose aber von verschiedenen Seiten angezweifelt worden. Deshalb will der Kanton vor einem Entscheid die Verkehrsentwicklung in der Länggasse genau verfolgen. Er geht davon aus, dass in ein paar Jahren «solide Grundlagen für einen Grundsatzentscheid» zum Tram zur Verfügung stehen. Erst dann wird über den Start von Planungsarbeiten entschieden.
Es gelte, bis zu diesem Zeitpunkt weitere Fragen zu klären, etwa wie das allfällige Länggass-Trams an das übrige Tramnetz im Raum Bahnhof/Innenstadt angeschlossen würde. Auch die künftige Erschliessung des Lindenhofspitals ist zu bestimmen.
Im April dieses Jahres hatte die BVE noch geschrieben, es brauche ein Tram in die Länggasse. Damals schickte die BVE die Zweckmässigkeitsbeurteilung in die Mitwirkung.
Doppelgelenkbusse auch in Länggasse
Der Kanton Bern geht davon aus, dass im Jahr 2030 im Länggassquartier 50 Prozent mehr Personen den öffentlichen Verkehr benutzen als heute. Dies vor allem wegen zusätzlicher Studierender in diesem Universitätsquartier.
Die Bernmobil-Buslinie 20 (Bern Bahnhof - Wankdorf Bahnhof) ist nach Angaben des Kantons Bern bereits heute überlastet. Seit einigen Wochen setzen Berns städtische Verkehrsbetriebe Bernmobil auf dieser Linie Doppelgelenkbusse ein.
In der Mitwirkung gut an kam der Vorschlag, die Line 20 und den Länggass-Ast der Bernmobil-Linie 12 zusammenzuhängen und auf dieser neuen Durchmesserlinie Doppelgelenkbusse einzusetzen. Ab dem Fahrplanwechsel 2019 werden deshalb solche Busse von der Länggasse via Hauptbahnhof Bern bis ins Wankdorfquartier fahren.
Am Morgen und am Abend werden weiterhin Verdichtungskurse zwischen Bahnhof Bern und Gewerblich-Industrieller Berufsschule verkehren. Weil der heutige Wendeort bei der Haltestelle Wyleregg nicht befriedigt, will der Kanton prüfen, auf der Ostseite der Lorrainebrücke, beim Känzeli, eine Wendeschlaufe zu bauen. Dieser Vorschlag wurde in der Mitwirkung eingebracht.
Stadt Bern plädierte für Tram
Nicht nur der Kanton Bern, sondern auch die Stadt Bern fand bisher den Bau eines Trams in die Berner Länggasse für nötig. Entsprechend äusserte sich die Stadtregierung in der Mitwirkung. In dieser Mitwirkung kamen aber die Trampläne des Kantons auch bei rot-grünen Organisationen und Parteien der Stadt Bern nicht überall gut an.
Es hiess etwa, ein Länggass-Tram könnte den Fuss- und Veloverkehr bedrängen. In diesem Sinn äusserte sich am Dienstag die Sektion Bern des Fachverbands für Fussgängerinnen und Fussgänger «Fussverkehr Schweiz».
Die in der Zweckmässigkeitsbeurteilung erwähnte Überbelastung der Länggass-Linie gehe in erster Linie auf Studierende zurück, welche den Bus oder das Tram nur auf kurzen Distanzen nutzen würden. Diese Distanzen seien fürs Zu-Fuss-Gehen prädestiniert.
Die Zweckmässigkeitsbeurteilung sein kein gutes Instrument: Wenn dieses Verfahren angewendet werde, werde erfahrungsgemäss ein Ausbauprojekt für den öffentlichen Verkehr realisiert.