Karin Keller-Sutter will eine «Bundesrätin des Dialogs» sein
Grosser Bahnhof für Karin Keller-Sutter in St. Gallen: Am Donnerstagnachmittag fand die offizielle Feier für die neue Bundesrätin statt.
Es gab Musik, Transparente, launige Reden - und eine längere Fortsetzung der Festivitäten in Wil.
Eine grosse Menschenmenge, gespickt mit Politikerinnen und Politikern aller Couleur, erwartete Karin Keller-Sutter am frühen Donnerstagnachmittag am St. Galler Hauptbahnhof.
Der Extrazug hielt, der Bundesweibel stieg aus, ihm folgte die neue Bundesrätin, dahinter ihr Vorgänger Johann Schneider-Ammann. Die Polizeimusik St. Gallen spielte für die neue Justizministerin. Auf Transparenten stand «Willkommen daheim, Karin Keller-Sutter, unsere Bundesrätin».
Fähnchen schwenken
Danach ging es in Richtung der nahen Lokremise. Schülerinnen und Schüler säumten den Weg und schwenkten Fähnchen mit dem St. Galler Wappen. Im Rund des Kulturzentrums mit Theater-, Kino- und Ausstellungssälen wurde Glühwein ausgeschenkt. Karin Keller-Sutter nahm Gratulationen entgegen, schüttelte Hände, umarmte Bekannte.
Beim offizielle Festakt wechselten sich Reden mit Stücken von Mozart ab. Den Reigen eröffnete der St. Galler Regierungspräsident Stefan Kölliker.
Er lobte die Fähigkeiten der ehemaligen Regierungskollegin «beim Brückenbauen und Lösungen finden». So sei sie während ihrer Zeit an der Kantonsschule Klassenchefin gewesen und habe mit den Lehrern verhandelt. «Diese haben ihren starken Gerechtigkeitssinn und vermutlich auch bereits ihre Hartnäckigkeit kennengelernt», sagte Kölliker.
Kein Departementsschlüssel
Er freue sich, hier an diesem Rednerpult stehen zu dürfen, spielte Schneider-Ammann in einer launigen Rede auf den Lieblingsmöbel-Witz aus seiner Abschiedsrede an. Es blieb nicht die einzige Anspielung: «Das Französisch überlasse ich heute dir, ich will dir ja nicht die Show stehlen», scherzte er an die Adresse der gelernten Dolmetscherin.
Eigentlich habe er ihr den Schlüssel zu seinem Departement übergeben wollen. Das habe aber noch nicht ganz geklappt. Er wünsche Karin Keller-Sutter «das Glück der Tüchtigen», so der scheidende Bundesrat.
Diametrale Erwartungen
Das Schlusswort des offiziellen Teils hielt dann die Gefeierte selber: Sie spüre sehr viele Erwartungen, sagte sie. «Erwartungen, die sich teilweise diametral widersprechen». Sie werde sich bemühen, ihre Arbeit gut zu machen, bitte aber auch um Verständnis, «wenn ich nicht alle Ihre vielfältigen Erwartungen erfüllen kann».
Sie wolle «eine Bundesrätin des Dialogs» sein. Das bedeute nicht, dass sie allen immer recht geben oder gar nach dem Mund reden wolle. «Aber ich möchten Ihnen zuhören, Sie verstehen, Ihre Haltung in meine Meinungsfindung einfliessen lassen.»
Nach dem offiziellen Festakt reiste der Tross mit der neuen Bundesrätin und den offiziellen Gästen nach Wil. Dort gab es weitere Reden und an einem Apéro Gelegenheit für die Bevölkerung, mit Keller-Sutter anzustossen.