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«Karma-Punkte»: So will ETH Stauproblem auf Autobahnen lösen

Marie Augustin
Marie Augustin

Zürich,

Mit einem Punktesystem wollen die ETH Zürich und die EPFL Lausanne das Stauproblem auf den Autobahnen lösen.

Karma-Punkte Stau Autobahnen
Stau auf der Autobahn: Sind «Karma-Punkte» die Lösung? (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ETH Zürich und die EPFL Lausanne schlagen gemeinsam ein neues Verkehrsmodell vor.
  • Mittels «Karma-Punkten» sollen sich Autofahrende schnelleres Fahren erkaufen können.
  • Dabei können sie sich gegenseitig überbieten.

Um gegen das Stauproblem auf Autobahnen vorzugehen, haben die ETH Zürich und die EPFL Lausanne ein ungewöhnliches Verkehrsmodell entwickelt. Dabei soll die Autobahn auf eine schnelle und eine langsame Spur aufgeteilt werden.

Um die schnelle Überholspur nutzen zu können, soll den Fahrenden ein «Karma»-Punktekonto zur Verfügung stehen: Die Lenker können eine Punktsumme bieten, um auf die schnelle Spur zu wechseln. Dies schreibt «20 Minuten» unter Berufung auf das Fachmagazin «Transportation Science».

Bieten, überbieten, fahren, Spur wechseln – alles gleichzeitig?

Werden sie überboten oder bieten nicht, müssen sie auf der langsamen Spur bleiben. Das Modell «Carma» stellten die Ingenieure vergangenen Monat vor.

Wie genau das Ganze von sich gehen soll, ist noch nicht bekannt. Offen bleiben somit unter anderem die Fragen nach der technischen Umsetzung sowie einer eventuellen Pflichtnutzung.

Wie findest du die Idee des «Karma»-Punktesystems?

Festgesetzt wurde in dem Modellentwurf lediglich, dass die Punkte nicht übertragbar oder kaufbar sein sollen. So solle das System fair gehalten werden.

Thomas Sauter-Servaes lobt als Mobilitätsforscher und Studiengangleiter für Verkehrssysteme an der ZHAW zwar den kreativen Ansatz. Er räumt jedoch gegenüber «20 Minuten» ein, dass eher platzsparende «Mobilitätsalternativen zum Auto» notwendig wären, um das Grundproblem zu lösen.

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Kommentare

Contamination

Ein Ausbau der Autobahnen ist unverzichtbar, um die Schweiz mit noch mehr Menschen vollstopfen zu können. Es sollten gleichzeitig daher auch viel mehr Häuser und Wohnblöcke gebaut werden. Mindestens.

User #3104 (nicht angemeldet)

Selbst wenn das Netz überall für jede Spitzenbelastung ausgebaut wäre, es gäbe erneut Stau. Das Strassenangebot kann erhöht werden, bleibt aber prinzipiell endlich. Die maximale Kapazität liegt bei 80 bis 85 km/h. Deswegen sehe ich einen Vorteil in Strassengebühren: Sie würden allen die Notwendigkeit signalisieren, das Verhalten zu ändern. Ein Gegenmittel wäre Mobility Pricing, doch der Widerstand dagegen ist massiv. Selbst mögliche Pilotprojekte werden von bürgerlicher Seite vehement bekämpft. Offenbar baut man lieber für Milliarden die Autobahnen aus, auch wenn der Nutzen nach einer gewissen Zeit verpufft. Für die Nutzung der Nationalstrassen bezahlen wir mit der Autobahnvignette einen eher symbolischen Preis (eine Erhöhung auf 100 Franken wurde vor einigen Jahren abgelehnt). Er tut nicht weh. Einzig Lastwagen werden mit der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) zur Kasse gebeten. Ziel ist die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Ohne LSVA wären die Staus noch prekärer, nicht zuletzt vor dem Gotthard, wo der zweispurige Tunnel als «Nadelöhr» wirkt und es Druck auf eine vollständige Öffnung der 2. Röhre gibt. Diese Kosten wären für eine ausreichend grosse Anzahl Menschen ein Anreiz, etwas zu ändern.

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