Karten-Störungen: Nur noch jeder Vierte hat Bargeld im Sack
Zuletzt gab es immer wieder Störungen beim digitalen Zahlungsverkehr – auch letzte Woche. Müssen wir jetzt wieder mehr Bargeld dabeihaben?
Das Wichtigste in Kürze
- Gleich mehrfach gab es zuletzt Störungen beim Zahlen mit Twint und Karte.
- Viele Schweizer haben aber gar kein oder nicht mehr viel Bargeld bei sich.
- Wenn es öfter Störungen gibt, könnte sich das aber ändern, so ein Experte.
Frust an der Kasse! In der vergangenen Woche gab es in der Schweiz mehrfach Probleme mit Kartenzahlungen und Twint. Zunächst war der digitale Zahlungsverkehr der Postfinance betroffen, einige Tage später derjenige der Coop-Filialen.
Diese Störungen haben gezeigt, wie viele Schweizerinnen und Schweizer heutzutage gar kein Bargeld mehr bei sich tragen. Auf die Durchsage hin, dass es eine Störung gebe, verliessen viele Kunden die Coop-Läden, haben Leserreporter beobachtet.
«Im Einzelhandel des täglichen Bedarfs wird nur rund jede vierte Zahlung mit Bargeld getätigt», bestätigt Marcel Stadelmann. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). «Hingegen rund 40 Prozent mit Debitkarte, 20 Prozent mit Kreditkarte und in 8 Prozent der Fälle wird mobil bezahlt.»
Bargeld werde dagegen am häufigsten bei Kleinstbeträgen verwendet, etwa am Kiosk oder beim Beck. Die Studie «Swiss Payment Monitor 2022 – Wie bezahlt die Schweiz?» habe laut Co-Autor Stadelmann gezeigt: Rund 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung führen gar kein Bargeld mit sich!
Und von denen, die Bargeld bei sich haben, ist es bei der Hälfte nicht mehr als 50 Franken.
Im Alltag sei es einfach «praktischer», mit Karte oder Twint zu zahlen, so der Experte. Grund dafür ist auch, dass es in den letzten Jahren wegen tieferem Bedarf immer weniger Bankomaten gibt.
«Sind auf Strom und IT angewiesen»
«Mit der zunehmenden Digitalisierung des Zahlungsverhaltens sind wir daher vermehrt abhängig von funktionierenden IT-Lösungen und der Stromversorgung», erklärt Stadelmann. «Aber solange solche Ausfälle nicht regelmässig passieren, verschwinden Sie meist rasch wieder aus dem Gedächtnis der Bevölkerung.»
Dennoch sieht er eine Zukunft, in der ein Teil der Menschen darauf achtet, mehr Bargeld bei sich zu haben. Dies wäre laut Stadelmann der Fall, wenn «sich das Problem häufen und sich die mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit erhöhen sollte.»
Er vergleicht die Situation mit dem Kauf von Notvorräten wegen des Coronavirus oder dem Ukraine-Krieg. Schliesslich zeigen solche Krisen oder Ausfälle oft erst auf, was passieren könnte, wenn man nicht vorbereitet ist.