Kinderarzt packt aus: «Müssen weinende Mütter mit Säugling ablehnen»

Aline Schmassmann
Aline Schmassmann

Bern,

Der Schweiz fehlen mehrere Hundert Kinderärztinnen und -ärzte. Diese müssen regelmässig Eltern mit Säuglingen ablehnen – sie haben «wirklich keinen Platz mehr».

Arzt
Alltag in Schweizer Kinderpraxen: Mütter bitten verzweifelt um die ärztliche Betreuung ihres Säuglings. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizweit fehlen mehrere Hundert Kinderärztinnen und -ärzte.
  • Vielerorts soll die Grundversorgung nicht mehr gewährleistet sein.
  • Ein Kinderarzt schildert, wie er verzweifelte Eltern mit ihrem Säugling abweisen müsse.

Der Schweiz fehlt es an Kinderärztinnen und -ärzten. Marc Sidler, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzteschaft, geht gegenüber Tamedia von mehreren Hundert fehlenden Kinderärztinnen und -ärzten aus.

Kinderarzt Stefan Roth berichtet gegenüber SRF, wie er regelmässig verzweifelte Eltern abweisen müsse.

Seine Kinder- und Jugendpraxis in Köniz BE habe einen Patientenstopp. «Wir haben wirklich keinen Platz mehr», so Roth.

Kein Platz für weinende Mutter mit Säugling

Dies mitzuteilen, falle zum Teil wirklich schwer, insbesondere für die Kolleginnen und Kollegen am Empfang. «Wir hatten schon weinende Mütter am Empfang mit ihrem Säugling auf dem Arm. Sie konnten keine ärztliche Betreuung für ihr Kind finden», so Roth gegenüber SRF.

Spürst du den aktuellen Mangel an Kinderärztinnen und -ärzten?

Grund für den Mangel sei das föderalistisch organisierte Gesundheitswesen der Schweiz, so der Kinderarzt. Das mache es für Politik, Bund und Kantone leicht, sich den Schwarzen Peter immer wieder hin- und herzuschieben.

Roth: «Der Schwarze Peter beginnt zu brennen. Vielerorts kann die Grundversorgung einfach nicht mehr genügend gewährleistet werden.»

BAG weist Schuldvorwürfe von sich

Diese unzureichende Grundversorgung sei entstanden, weil viele Kinderärztinnen und -ärzte in Pension gegangen seien, während es gleichzeitig an Nachwuchs fehle.

Dies der Vorwurf der Ärzteschaft. Sie ist sich einig: Bund und Kantone haben in den vergangenen Jahren zu wenig dagegen unternommen.

Diesen Vorwürfen widerspricht das Bundesamt für Gesundheit. Schliesslich hätten Bundesrat und Parlament noch 2016 einen Zusatzkredit von 100 Millionen Franken gesprochen. Dieser Kredit hatte den Zweck, mehr Ärztinnen und Ärzte auszubilden.

Für den Ärzteverband «mfe» sind die staatlichen Bemühungen dennoch ungenügend, weswegen er nun eine Petition lanciert hat. Diese fordert mehr Plätze für Medizin-Studierende und mehr Assistenzarzt-Stellen in Praxen.

Kommentare

Serijosha R.

Was nützt es auszubilden, wenn die jungen Ärzt:innen nicht mehr in überholten patriarchischen Strukturen versauern und sich in modern und adäquat geführten Bereichen entwickeln wollen?

User #1864 (nicht angemeldet)

Aufgehōrt wegen Corona , ich trug keine Maske. Arbeite jetzt beim Staat, Finanzamt

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