Kirchen gehen trotz Corona in die Oster-Offensive
Durch die Corona-Krise fallen diese Ostern Gottesdienste und Festlichkeiten aus. Die Kirchgemeinden zeigen sich aber kreativ.
Das Wichtigste in Kürze
- Durch die Corona-Krise fallen diese Ostern Gottesdienste und Festlichkeiten aus.
- Schweizer Kirchgemeinden zeigen sich aber kreativ und sehen in der Krise neue Chancen.
- Dazu nutzen sie vermehrt die digitale Welt.
Die Osterfeiertage stehen kurz bevor. Doch dieses Jahr wird alles anders. Durch die Corona-Pandemie ist das öffentliche Leben grösstenteils lahmgelegt. Auch Gottesdienste und gewohnte Festlichkeiten fallen diese Ostern aus.
Das schmerzt die Kirchgemeinden und Gläubigen weltweit. Sogar für Papst Franziskus werden die Feiertage trist. In Anlehnung des Kirchenstaats an die Ausgangsverbote in Italien zeigen sich der Petersplatz und der Dom auch über die Feiertage gesperrt.
Doch die Kirchen bleiben angesichts der Krise nicht untätig. Schweizweit bemühen sie sich um Alternativen und wenden digitale Techniken an.
Neue Chancen in der Krise
Dass Gottesdienste an Karfreitag und Ostern im Fernsehen oder Radio übertragen werden, ist nicht neu. Doch angesichts der Corona-Krise halten nun immer mehr Kirchgemeinden ihre Gottesdienste auf Video fest. Der Pfarrer predigt live oder auf Abruf via Internet, Social Media, Fernsehen oder Radio direkt in die Stube.
Felix Fankhauser, Pfarrer im Kirchenkreis elf der reformieren Kirche Zürich, sieht die aktuell schwierigen Umstände auch als Chance für die Kirche. Durch die Corona-Krise würden jetzt viele Kirchen vermehrt online aktiv.
Der Kirchenkreis elf etwa veröffentlicht nun jede Woche ein Video der Sonntagspredigt sowie denn «Gedanken zur Woche». Das Angebot schlage gut an. Die Anzahl der Gottesdienstbesucher habe sich in der digitalen Welt gut verzehnfacht. «Ich glaube, der Wunsch nach Sinn und Halt ist in dieser Zeit besonders gross», so Fankhauser.
Auch die ältere Generation soll nicht auf der Strecke bleiben: «Das Seelsorge-Telefon ist aktuell sehr wichtig. Viele, gerade ältere Leute aus der Gemeinde, sind dankbar, wenn auch wir sie einmal anrufen.»
«Gemeinschaft entsteht auch in Solidarität»
Auch Karl Johannes Rechsteiner, Sprecher der Katholischen Kirche Bern, zeigt sich positiv: «Kirche besteht nicht nur aus Gottesdienst. Kirche ist Gemeinschaft. Dann werden dieses Jahr eben tausende von kleinen Osterfesten selbständig zu Hause gefeiert.» Die Gesundheit gehe schliesslich vor. «Gemeinschaft entsteht auch in Solidarität», so Rechsteiner weiter.
Ende März lancierte die Katholische Kirche Bern ein Hilfspaket von insgesamt einer Million Franken für Armutsbetroffene und Menschen am Rand der Gesellschaft, auf die sich die Corona-Krise besonders heftig auswirkt.
Die Kirchgemeinde Heiliggeist in Bern sammelt während den Ostertagen Klagen, Ängste und Nöte sowie auch Hoffnung, Solidarität und Dank der Menschen in der Corona-Zeit.
Die Klagen werden dann abgeschrieben und auf ein Kreuz gelegt. Dieses wird zu Ostern hin mit Blumen und Zweigen geschmückt, und ein Lebensbaum wächst daraus hervor, als Symbol der Auferstehung. «Unsere oberste Priorität ist aktuell, mit den Leuten in Verbindung zu bleiben, ihre Stimmen ernst zu nehmen», so Rieder.
Neue Formen der Zusammenarbeit
Die Krise schafft schweizweit neue Formen der Zusammenarbeit. So etwa die Aktion «Lichtblick Ostern». Diese wird von der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) gemeinsam mit der Schweizer Bischofskonferenz und weiteren Kirchen durchgeführt. Damit soll ein Zeichen der Hoffnung und Solidarität gesetzt werden.
Am Karsamstag um jeweils 20 Uhr sollen Menschen in der ganzen Schweiz Kerzen vor ihren Fenstern anzünden. Am Samstag werden zudem Kirchgemeinden draussen Osterlichter entfachen.
«So bilden sie eine Gemeinschaft rund um das Licht, das die Auferstehung Jesu Christi symbolisiert», schreibt die Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. Am Ostersonntag um 10 Uhr läuten die Glocken dann erneut.
Doch auch über die Landesgrenze hinaus soll das Osterlicht leuchten, so unterstützt die Aktion mit ihrer Osterkollekte zwei Projekte, die den Flüchtlingen in Syrien und auf der griechischen Insel Lesbos zugutekommen.
