Klimawandel beschäftigt Bevölkerung fast so sehr wie das Virus
Das Sorgenbarometer der Credit Suisse zeigt: Nebst Corona machen sich Schweizer in diesem Jahr Gedanken über den Klimawandel und die Altersvorsorge.
Das Wichtigste in Kürze
- Erstmals steht ein Sorgen-Trio an der Spitze der Sorgenrangliste der Credit Suisse.
- Hauptsorgen von 39 Prozent der Befragten sind die Erderwärmung und die Altersvorsorge.
- An erster Stelle steht jedoch noch immer das Coronavirus.
Das Coronavirus steht bei den Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer weiterhin an erster Stelle. Fast gleich viele Befragte machen sich gemäss dem diesjährigen Sorgenbarometer der Credit Suisse allerdings Gedanken über den Klimawandel und die Altersvorsorge.
40 Prozent der Befragten zählten zum Zeitpunkt der Erhebung durch das Forschungsinstitut gfs.bern im Juli und August die Pandemie zu ihren fünf Hauptsorgen, wie die Credit Suisse in ihrer Mitteilung zu der am Donnerstag veröffentlichten Studie schrieb. Im Vorjahr war es noch eine Mehrheit von 51 Prozent gewesen.
Erstmals steht ein Sorgen-Trio an der Spitze der Sorgenrangliste. Für je 39 Prozent der Befragten sind die Erderwärmung und die Altersvorsorge Hauptsorgen. Namentlich der Anteil der Leute, die sich um das Klima sorgen, hat den Angaben zufolge relativ stark zugenommen - um 10 Prozentpunkte.
Dahinter folgen als dringliche Themen die Beziehungen zur EU und die Entwicklung der Gesundheitskosten respektive der Krankenkassenprämien: 33 respektive 25 Prozent nannten sie als Hauptsorgen.
Auf den Plätzen sechs und sieben der Rangliste folgen Fragen rund um Migration und das Asylwesen, 20 respektive 19 Prozent der Befragten machen sich nach eigener Aussage darüber Gedanken.
Klimaprotest schlägt sich nieder
Stark geschrumpft ist mit 14 Prozent der Anteil jener, welche die Arbeitslosigkeit als Problem erachten. «Klassische Sorgenthemen wie Arbeitslosigkeit oder Migration scheinen langsam in den Hintergrund zu treten. Themen, die die gesellschaftliche Gerechtigkeit als Anliegen verfolgen, haben Aufwind», liess sich Cloé Jans von gfs.bern im Communiqué zitieren. Die Frage sei, ob es sich um eine langfristige Veränderung oder bloss ein Phänomen des Zeitgeistes handle.
Jans wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Themen wie die Umwelt oder die Gleichstellung gerade für die jüngere Generation tief in deren Werten verankert seien. Daher dürfte sich die Entwicklung wohl fortsetzen.
Zu diesem Bild passt, dass beinahe zwei Drittel der Befragten ihre wirtschaftliche Situation positiv einschätzen: 65 Prozent gaben an, es gehe ihnen wirtschaftlich gesehen gut oder sehr gut - genau gleich viele wie im Vorjahr. 75 Prozent rechnen zudem damit, dass sie ihren Wohlstand mindestens halten können. Der Anteil derer, die mit einer Verschlechterung ihrer Lage rechnen, ist auf 10 Prozent zurückgegangen - das Niveau von vor der Pandemie.
Vorbehalte gegen Föderalismus
Während das Vertrauen in politische Akteure in den Monaten nach Ausbruch der Pandemie gestiegen war, nimmt es nun wieder etwas ab: 63 Prozent vertrauen gemäss der Erhebung dem Bundesrat, dies entspricht einem Rückgang um 5 Prozentpunkte. Auch das Vertrauen in Parlament und Verwaltung hat abgenommen.
Grundsätzlich gibt es für das Schweizer Politsystem in der Umfrage gute Noten: 57 Prozent äusserten die Meinung, die Schweiz meistere die Pandemie besser als andere Staaten. Im Detail zeigten sich die Befragten aber durchaus kritisch: 63 Prozent möchten in Krisensituationen mehr Kompetenzen beim Bund und weniger bei den Kantonen. Und 55 Prozent bezeichneten das staatliche Krisenmanagement während der zweiten Corona-Welle im Herbst des vergangenen Jahres als ungenügend.
Für das Sorgenbarometer 2021 befragte das Forschungsinstitut gfs.bern zwischen Juli und August 1722 Stimmberechtigte in der ganzen Schweiz. Der Stichprobenfehler liegt bei ±2,3 Prozentpunkten.