Krankenkassen: Prämien sinken erstmals seit 2008
Erstmals seit 2008 sinken die Prämien der Krankenkassen. Die Reduktion beträgt im Mittel 0,2 Prozent –hinzu kommen Rückzahlungen in Millionenhöhe.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Krankenkassenprämien werden im Jahr 2022 im Schnitt um 0,2 Prozent sinken.
- Je nach Kanton fallen sie um 1,4 Prozent höher aus, oder um 2,1 Prozent tiefer.
- Die Auswirkungen der Coronakrise sind noch unklar.
Die Krankenkassenprämien sinken nächstes Jahr erstmals seit 2008, im Mittel um 0,2 Prozent. Je nach Kanton können die Durchschnittsprämien dabei um 1,4 Prozent ansteigen, oder aber um 2,1 Prozent tiefer ausfallen.
2022 beläuft sich die mittlere Monatsprämie auf 315 Franken, das entspricht im Vergleich zu 2021 einer Senkung um 0,2 Prozent. Die mittlere Prämie für Erwachsene (374 Franken) und junge Erwachsene (264 Franken) sinkt um 0,3 Prozent beziehungsweise 1 Prozent. Die Prämie für Kinder sinkt leicht um 0,3 Prozent und beträgt 100 Franken.
Am meisten gehen die Prämien in den Kantonen Basel-Stadt (-2,1%), Genf (-1,5%) und Graubünden (-0,9%) zurück. In Obwalden (1,4%), Glarus (1,1%) und Nidwalden (0,9%) hingegen steigen die Kosten an.
Krankenkassen bauen Reserven ab
Für 2022 hat das BAG zudem einen freiwilligen Reserveabbau der Krankenkassen von 380 Millionen Franken (2021: 28 Millionen) genehmigt. Die von den Krankenversicherern aufgebauten Reserven liegen noch immer bei mehr als 12,4 Milliarden Franken.
Nach Ansicht des Bundesrats ist es möglich und notwendig, die Reserven in den kommenden Jahren weiter abzubauen. Die Reserven gehörten den Versicherten, betonte Berset. Die gesetzliche Mindestreserve liege bei 6 Milliarden Franken.
Die im letzten Juni in Kraft getretene Revision der Krankenversicherungsaufsichtsverordnung (KVAV) ermögliche den Krankenversicherern, leichter auf den freiwilligen Reserveabbau zurückzugreifen. Sie gebe ihnen auch den Anreiz, die Prämien möglichst knapp zu berechnen, um übermässige Reserven zu vermeiden.
Das BAG genehmigte zudem eine Rückerstattung der zu hohen Prämieneinnahmen von 134 Millionen Franken. Dieser Betrag wird von den betroffenen Krankenkassen 2021 ausgezahlt.
Diese kombinierten Senkungen – der Prämie und der Reserven – bedeuteten für das Haushalts-Budget eine geringere Prämienlast von 1,3 Prozent.
Die Auswirkungen der Coronakrise sind noch unklar
Die Kosten der Corona-Pandemie können gemäss Gesundheitsminister Alain Berset noch nicht beziffert werden. «Die Pandemie hat auch unser Gesundheitssystem auf eine harte Probe gestellt - und sie tut es noch immer.» Somit sei auch unklar, welche Folgen die Pandemie auf die künftigen Prämien habe.
Die Regierung will aber Ende Jahr einen Bericht ausarbeiten, der die finanziellen Folgen der Pandemie im Gesundheitswesen ausweist. Es sei sehr komplex.
Die Pandemie verursache direkte Kosten, etwa bei den Erkrankten, aber auch indirekte Kosten, zum Beispiel bei verschobenen Oprationen. Auch die Langzeitfolgen verursachten indirekte Kosten, ebenso die Folgen von psychischen Problemen, wo noch sehr viel unklar sei.
Prämien seit Jahren auf ähnlichem Niveau
Vor zwei Jahren konnte Berset einen Negativ-Rekord präsentieren: Der Prämienanstieg bei den Krankenkassen betrug lediglich 0,2 Prozent – so wenig wie zuletzt 2008.
Der Anstieg für das laufende Jahr fiel zwar höher aus (0,5 Prozent), war aber im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt gering.
Doch trotz des geringen Anstiegs belasten die Kosten der Krankenversicherung die Budgetposten vor allem bei Familien stark. Die Prämien beschäftigen seit Jahren die Politik und die Bevölkerung. Das Thema Gesundheit und Krankenkasse landet regelmässig auf dem Podest des Sorgenbarometers.
Die Prämienentwicklung für 2022 zeigt gemäss BAG die Wirksamkeit dieser vom Bundesrat beschlossenen Revision.
Krankenkasse kann bis Ende November gekündigt werden
Wer mit der Prämienanpassung für nächstes Jahr unzufrieden ist, kann die Krankenversicherung bis Ende November kündigen. Bis Ende Oktober müssen die Versicherten individuell über die für nächstes Jahr geltenden Prämien informiert werden.
Auf der Internetseite www.priminfo.ch steht ein Prämienrechner zur Verfügung. Dort finden sich auch die Versicherungsangebote aller Krankenkassen.