Konsumenten kaufen Weihnachtsgeschenke wegen Lieferengpässen früher
Das Wichtigste in Kürze
- Die Weihnachtsgeschenke wurden in diesem Jahr schon sehr früh besorgt.
- Einige Konsumenten haben sich schon im November darum gekümmert.
- Grund dafür sind die globalen Lieferengpässe von verschiedenen Spielwaren.
Die globalen Lieferkettenprobleme belasten das Weihnachtsgeschäft. Viele Konsumenten haben sich deshalb bereits im November nach Geschenken umgesehen. Ein klassisches «Weihnachtshopping» wird es dieses Jahr daher nicht geben. Immer mehr Kunden kaufen ihre Päckli nämlich auch online.
Gerade Artikel mit elektronischen Komponenten aus Asien sind zu Weihnachten kaum mehr zu bekommen. «Smartphones, Tablets und teils auch Smartwatches sind sehr knapp», schrieb der Onlinehändler Digitec Galaxus bereits am 17. Dezember auf seiner Website.
«Fast restlos ausverkauft»
Die Playstation 5, der Xbox Series X und RTX-3080-Grafikkarten seien bei der Migros-Tochter «fast restlos ausverkauft». Dies teilte der Sprecher Alex Hämmerli auf Anfrage mit. «Wir vermuten deshalb, dass dieses Jahr mehr Gutscheine verschenkt werden», so Hämmerli.
Auch bei den Spielwaren machen sich die Lieferkettenprobleme bemerkbar: Dem Berner Warenhaus Loeb fehlen rund 5 Prozent der eingekauften Produkte, wie Enes Zekovic, Leiter des Einkaufs, berichtet. Hier seien ebenfalls vor allem Spielsachen mit elektronischen Komponenten betroffen, zum Beispiel Autorennbahnen. Laut Mitteilung einer Sprecherin von Franz Carl Weber auf Anfrage.
Carrera-Bahnen und die RC-Drohne gehören beim Spielwarenhändler dieses Jahr zu den gängigsten Geschenken. Aber auch Lego und Gesellschaftsspiele wie Brändi Dog erfreuen sich grosser Beliebtheit.
Grosse Nachfrage im November
Die aktuellen Lieferprobleme haben viele Kunden dazu verleitet, früher auf Geschenkesuche zu gehen als sonst. «Bereits im November war die Nachfrage nach Geschenken grösser als in den Vorjahren. Auch Geschenkservices wie unsere Päckli-Lounge und der Heimlieferdienst wurden früh und stark nachgefragt.» Dies sagte Nina Müller, Geschäftsführerin des Zürcher Warenhauses Jelmoli.
Den Startschuss für das Weihnachtsshopping gab der Aktionstag Black Friday, wie eine Sprecherin von Interdiscount und Microspot meint. Auch Franz Carl Weber berichtet, das Weihnachtsgeschäft erstrecke sich dieses Jahr über drei Monate hinweg. «Das Einkaufen im Dezember ist deshalb bedeutend stressfreier», teilt eine Sprecherin mit.
Es gibt aber auch andere Stimmen: «Wie immer gibt es auch eine grosse Anzahl Kurzentschlossener», sagte ein Sprecher von Manor. Und auch Digitec Galaxus berichtet, dass die Logistik aktuell «im Hochbetrieb» arbeite.
Online-Shopping ist viel bequemer
Immer mehr Schweizer machen sich ohnehin nicht mehr in den vollen Warenhäuser auf die Suche nach dem passenden Geschenk. Sie tätigen stattdessen ihren Kauf gemütlich von zu Hause aus. Seit 2019 hat sich die Zahl der Käufer, die nur noch online einkaufen, gemäss GfK Schweiz auf 12 Prozent verdoppelt. Als Treiber zählt hier insbesondere die Coronapandemie.
Das Warenhaus Jelmoli erzielt online deutlich mehr Umsatz als im Vorjahr. Bei Migros habe die Online-Nachfrage seit Anfang Dezember ebenfalls stark angezogen. Auch Coop bemerkt eine leichte Zunahme der Verkäufe übers Internet. Insbesondere die Coop-Tochter Microspot kann von einer erhöhten Nachfrage profitieren.
Im Spielzeugverkauf scheint sich Online-Shopping aber bisher nicht durchzusetzen. «Kinder wollen Zuschauen, Anfassen, Ausprobieren, Zuhören - alles, was eine Community nicht bietet», so Franz Carl Weber.
Secondhand Spielzeug im Trend
Für drei Viertel der Schweizer Konsumenten wird auch das Thema Nachhaltigkeit an Weihnachten immer wichtiger. Für 24 Prozent spiele Nachhaltigkeit bei den Weihnachtseinkäufen gemäss einer Umfrage des Beratungsunternehmens EY sogar eine grosse Rolle. Dies bekommt auch der Online-Marktplatz Ricardo zu spüren. Rund zwei von drei verkauften Artikeln seien aus zweiter Hand, das seien 10 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.
Gerade in Punkto Lebensmittel sind deshalb regionale Produkte wie Raclette und Lindt-Schoggi gefragt, wie Coop auf Anfrage mitteilt. Der Detailhändler bemerkt auch eine starke Nachfrage nach Schweizer Weissweinen. So erfreuen sich auch bei Manor Geschenkkörbe mit regionalen Produkten grosser Beliebtheit.