Kriminelle legen mit elektrischen Zahnbürsten Websites lahm
Weltweit nimmt die Zahl der Cyberangriffe zu. Ein Experte warnt: Sogar elektrische Zahnbürsten können von Hackern missbraucht werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Hacker können sogar elektrische Zahnbürsten zu ihrem Zweck nutzen.
- Die Zahl der Cyberangriffe nimmt in letzter Zeit weltweit zu.
- Dank künstlicher Intelligenz kann fast jeder zum Hacker werden.
Stellen Sie sich vor, Ihre elektrische Zahnbürste wird zum Werkzeug für einen gross angelegten Cyberangriff. Klingt absurd? Tatsächlich ist dies bereits Realität geworden.
So berichtet die «Aargauer Zeitung» von einem Fall, in dem Kriminelle eine Schadsoftware auf Millionen von mit Java programmierten Zahnbürsten installierten.
Mit nur einem Befehl riefen die ferngesteuerten Zahnbürsten dann gleichzeitig eine bestimmte Webseite einer Schweizer Firma auf. Die Folge: Die Seite brach zusammen – ein Ausfall, der das Unternehmen Millionen kostet.
«Jedes Gerät, das mit dem Internet verbunden ist, ist ein potenzielles Ziel. Oder es kann für einen Angriff missbraucht werden», warnt Stefan Züger von Fortinet Schweiz im Interview mit der Zeitung.
Cyberangriffe nehmen rasant zu
In der Schweiz nimmt die Zahl der gemeldeten Cybervorfälle stark zu: Im vergangenen Jahr wurden fast 50'000 Angriffe registriert, das ist ein Anstieg von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weltweit sind die Zahlen noch erschreckender: Gemäss Fortinet kommt es täglich zu 100 bis 200 Milliarden Vorfällen.
«Das Internet wird systematisch abgeklopft – wo immer eine Türe offen steht, dringen die Kriminellen ein», erklärt Züger. Ein Experiment seines Teams verdeutlicht dies gemäss der Zeitung noch weiter: Ein ungeschützter Computer wurde innerhalb von weniger als zwanzig Minuten infiziert.
Dies zeigt: Niemand und nichts ist vor Cyberkriminellen sicher. Jeder muss sich schützen. «Sonst wird man früher oder später zum Opfer – oder das eigene Gerät wird für Angriffe missbraucht», so Züger.
Immer öfter kommt bei solchen Attacken auch künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz. Dies zeigte kürzlich auch ein neuer Bericht des britischen Cybersicherheitszentrums. Denn dank KI können auch technisch weniger bewanderte Personen sich ins System hacken. Zudem funktionieren KI-generierte Nachrichten besonders gut, um beim Phishing die Opfer gezielter anzusprechen.
Schutzmassnahmen gegen Cyberangriffe
«Auch als Privatperson kann man sich mit relativ einfachen Mitteln gegen vieles schützen», betont Züger. Dazu gehören regelmässige Software-Updates, die Verwendung von Antivirenprogrammen und ein wachsames Auge auf den Energie- und Datenverbrauch der eigenen Geräte.
Es ist auch wichtig, misstrauisch zu sein und nachzudenken, bevor man etwas anklickt. «Unter Stress handeln die meisten Menschen unüberlegt», warnt Züger.
Aufpassen muss man laut dem Experten besonders im öffentlichen Raum: Datenaustauschmöglichkeiten wie Bluetooth- oder USB-Verbindungen sollten vermieden werden. Das heisst: Nie unbekannten Geräten Zugriff gewähren und niemals das Handy im Bus oder am Bahnhof via USB laden. Zudem gilt Vorsicht bei der Nutzung von öffentlichen WLAN-Netzwerken.