Stadt Zürich

Kritik an ÖV-Preisen: Für Ärmere wird Familien-Ausflug «unbezahlbar»

Raphael Wyder
Raphael Wyder

Zürich,

Erstmals seit 2016 erhöht die ÖV-Branche Ende Jahr die Ticketpreise. Für Menschen an oder unter der Armutsgrenze verschärft sich die Situation in Zukunft.

sbb
Die steigenden ÖV-Ticket-Preise machen ärmeren Familien das Leben schwer. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die durchschnittlichen ÖV-Billettpreise werden nächstes Jahr deutlich teurer.
  • Die Hilfswerke in der Schweiz zeigen sich besorgt über die Preisentwicklung.
  • Schon heute seien Menschen mit geringeren Einkommen weniger mobil als andere.

Sieben Jahre lang blieben die Preise des öffentlichen Verkehrs stabil. Nun erhöhen sich die Ticketpreise Ende Jahr im Schnitt um 4,3 Prozent, wie Alliance Swisspass am Dienstag mitteilte. Gestiegene Kosten für Lohn, Unterhalt und Energie sowie das grössere Angebot werden für die Preiserhöhung verantwortlich gemacht.

Brisant: Die Ticketpreise in der 1. Klasse steigen nur um 1,9 Prozent. Jene der 2. Klasse hingegen um 4,8 Prozent.

Erst folgte ein Rüffel der Stiftung Konsumentenschutz. Es sei ein No-Go, dass die Preiserhöhung nicht solidarisch erfolge. Zumal der Zeitpunkt ungünstig sei und auch die Erhöhung zu hoch ausfalle.

Nun legen die Hilfswerke nach. Die Preiserhöhung treffe vor allem die ärmeren Menschen in der Schweiz.

Situation verschärft sich in Zukunft für armutsbetroffene Menschen

Esther Güdel von Winterhilfe Schweiz sagt zu Nau.ch: «Jede Preiserhöhung von Gütern des täglichen Bedarfs trifft jene am stärksten, die an oder unter der Armutsgrenze leben.» Dazu würden auch die Preiserhöhungen im ÖV gehören.

In der Schweiz zeigt sich die Armut dadurch, dass viele Dinge, die zum allgemeinen Lebensstandard gehören, nicht erworben werden können. Güdel: «Die Armutsgrenze für eine vierköpfige Familie in der Schweiz liegt bei knapp 4000 Franken

Die ÖV-Preise werden erhöht: Würden sie über 4000 Franken für ein GA bezahlen?

Kämen zur allgemeinen Teuerung noch die ÖV-Preiserhöhung hinzu, werde es sehr knapp. «Bereits heute ist ein Familienausflug (oder gar Ferien) für eine von Armut betroffene Familie beinahe unbezahlbar. Dies wird sich in Zukunft sicher verschärfen», so Gödel.

Bereits heute geringere Mobilität

Ins selbe Horn bläst Caritas Schweiz: Steigende ÖV-Preise beeinträchtigten vor allem Menschen mit geringeren Einkommen überproportional. Diese Gruppe sei bereits heute im Vergleich zu anderen weniger mobil.

So sagt Livia Leykauf, Abteilungsleiterin Kommunikation: «Wir sind besorgt über die Preisentwicklung, welche das verfügbare Einkommen von Haushalten mit bescheidenen Mitteln noch stärker belasten wird, als es die allgemeine Teuerung (Nahrungsmittel, Energiepreise) und die höheren Krankenkassenkosten bereits tun.»

Kommentare

User #6495 (nicht angemeldet)

Die SBB soll endlich auch mal sparen! Alles wird teurerer, die Familien und Rentner können sich nichts mehr leisten! Sehr Sozial

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