Kunstmuseum Bern behält 1365 Werke aus der Sammlung Gurlitt

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Bern,

Nach dem Tod von Cornelius Gurlitt gingen 1400 Werke seiner Sammlung an das Kunstmuseum Bern. Nach der Abklärung der Provenienz behält dieses 1365 der Werke.

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Einige Werke aus der Sammlung Gurlitt im Kunstmueseum Bern. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 2014 hat das Kunstmuseum Bern 1400 Werke aus der Sammlung der Familie Gurlitt erhalten.
  • Nach Abklärung der Provenienz wurden einige der Werke als Raubkunst identifiziert.
  • Deshalb gibt das Kunstmuseum einige der Gemälde ab.

Das Kunstmuseum Bern behält 1365 der etwa 1400 auf ihre Herkunft überprüften Werke der Sammlung Gurlitt. Das hat die Trägerstiftung beschlossen, nachdem die Forschungsarbeiten zur Herkunft dieser Bilder weitestgehend abgeschlossen sind.

NS-Raubkunst wird abgegeben

Wie das Kunstmuseum Bern am Freitag mitteilte, handelt es sich erstens um 28 Werke, deren Herkunft rekonstruierbar war und bei denen klar ist, dass es sich nicht um Raubkunst der Nazis handelt. Zweitens behält das Berner Museum 246 Werke, die von künstlerisch tätig gewesenen Mitgliedern der Familie Gurlitt stammen.

Ebenfalls in Bern bleiben drittens 1091 Werke, deren Herkunft zwischen 1933 und 1945 nicht abschliessend geklärt werden konnte. Die Recherchen ergaben aber keine Belege für NS-Raubkunst und es liegen keine Hinweise auf auffällige Begleitumstände vor.

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14 Werke aus der Sammlun Gurlitt im Berner Kunstmuseum wurden eindeutig als Raubkunst identifiziert. - sda

38 Werke gibt das Kunstmuseum Bern ab. Neun davon sind bereits von Deutschland in Absprache mit dem Berner Museum den rechtmässigen Eigentümern zurückgegeben worden. Ihre Herkunft liess sich von 1933 bis 1945 rekonstruieren. Es handelte sich um NS-Raubkunst.

Fünf Werke gehen an jüdische Familien zurück

Fünf der damit noch 29 Werke gehen an Deutschland, zwei an die Erben von jüdischen Familien und 22 bleiben vorerst zur weiteren Forschung am Kunstmuseum Bern. Diese 22 Werke gibt das Kunstmuseum Bern unter bestimmten Bedingungen der Bundesrepublik Deutschland ab: So darf etwa kein Forschungsbedarf mehr vorhanden sein und es dürfen keine Ansprüche bestehen.

Wie Marcel Brülhart von der Stiftung Kunstmuseum Bern auf Anfrage sagte, kam es bei diesen 22 Werken zu neuen Forschungsergebnissen. Das Vorgehen des Berner Museums sei durch eine Vereinbarung von 2014 mit Deutschland und dem Freistaat Bayern abgedeckt. In dieser Vereinbarung verpflichtete sich das Berner Museum, keine NS-Raubkunst zu übernehmen.

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Das Gemälde Leonie von Otto Dix wird aufgehängt. - keystone

Etwa 270 Werke aus der Sammlung Gurlitt bezeichnet das Berner Museum als von der Forschung ausgeschlossene, aufgelöste Mappenwerke oder andere Massenware.

Bei den zwei Werken, welche an die Erben von zwei jüdischen Familien gehen, handelt es sich um zwei Aquarelle von Otto Dix. Sie gehen an die Erben des jüdischen Rechtsanwalts Ismar Littmann und jene des jüdischen Zahnarzts Paul Schaefer.

Provenienz sei «lückenhaft»

Das Berner Museum sagt, die Provenienz beider Werke sei «in erheblichem Umfang lückenhaft». Sollten die Erben zivilrechtlich die Herausgabe der Werke einfordern, wäre dies «höchstwahrscheinlich aussichtslos». Dennoch ist das Berner Museum gewillt, sie abzugeben, sofern gewisse Bedingungen erfüllt sind.

Brülhart sagt dazu, zu den beiden Werken hätten Ansprüche der Erben der Familie Littmann bestanden. Die Erben der Familie Schaefer hätten erst durch das Kunstmuseum Bern erfahren, dass auch sie möglicherweise geschädigt seien. Es handle sich um ein Ergebnis der Provenienzforschung in Bern.

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Ein Foto von Hildebrand Gurlitt. - keystone

Eher zufällig stiessen die deutschen Behörden 2012 in der Wohnung von Cornelius Gurlitt auf eine Kunstsammlung und beschlagnahmten sie. Cornelius Gurlitt war der Sohn von Hildebrand Gurlitt, einem für die Nationalsozialisten tätigen Kunsthändler. Als Cornelius Gurlitt 2014 starb, vermachte er etwa 1600 Werke dem Kunstmuseum Bern.

Neue Gurlitt-Ausstellung geplant

2018 zeigten das Kunstmuseum Bern und die Bundeskunsthalle im Bonn rund 400 Werke aus den Beständen der deutschen Kunsthändlerfamilie Gurlitt aus der NS-Zeit. Das Berner Museum will im Herbst 2022 erneut eine Gurlitt-Schau eröffnen: unter dem Titel «Gurlitt: eine Bilanz».

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Paar in Landschaft, 1921 von Conrad Felixmüller. - keystone

Wie Nina Zimmer, die Direktorin von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee in Bern, auf Anfrage sagte, will das Berner Museum damit umfangreicher als bisher Einblick in den Gesamtbestand geben. Es will auch konkrete Wege der Forschung nachzeichnen und zeigen, wie das Museum auch künftig mit der Sammlung umgehen möchte.

Seit (dem heutigen) Freitag ist der neu dokumentierte Nachlass Gurlitt auf einer neuen Onlinedatenbank im Internet der Öffentlichkeit zugänglich.

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