NS-Raubkunst: Kunstmuseum Bern erwägt Rückgabe weiterer Werke

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Bern,

Das Kunstmuseum Bern hat bereits 14 Werke, die als Raubkunst identifiziert wurden, zurückgegeben. Nun werden 20 weitere Bilder neu beurteilt.

Raubkunst kunstmuseum bern
14 Werke aus der Sammlun Gurlitt im Berner Kunstmuseum wurden eindeutig als Raubkunst identifiziert. - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Kunstmuseum Bern will weitere Werken aus der Sammlung Gurlitt neu beurteilen.
  • Erst letzte Woche wurden 14 Werke, welche klar als Raubkunst galten, restituiert worden.
  • Ein ähnliches Vorgehen zeigte das Kunstmuseum Basel im letzten Jahr.

Das Kunstmuseum Bern will bei weiteren Werken aus der Sammlung Gurlitt eine allfällige Rückgabe neu beurteilen. Es handelt sich um Werke deren Herkunft nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte.

Noch letzte Woche hatte Deutschland mit dem Kunstmuseum Bern so etwas wie einen Schlussstrich gezogen: Eine Zeichnung von Carl Spitzweg war auf Wunsch der Erben des ehemaligen Besitzers an das Auktionshaus Christie's übergeben worden; damit seien alle 14 Werke aus der Sammlung Gurlitt, die eindeutig als nationalsozialistische Raubkunst identifiziert wurden, restituiert worden.

Kunstmuseum Bern will 20 weitere Werke neu beurteilen

Nun, eine Woche später zeigt sich jedoch, dass das Kunstmuseum Bern die Lage für 20 weitere Werke neu beurteilt. Bei diesen Bildern bestehen Verdachtsmomente, dass sie während des Nationalsozialismus jüdischen Besitzern geraubt wurden oder diese unter Wert verkaufen mussten. Zweifelsfrei klären lässt sich das kaum mehr. Dabei sind Aquarellen von Otto Dix oder Otto Griebel.

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Das Kunstmuseum Bern. (Symbolbild) - keystone

Aber Erben fordern deren Rückgabe. Das Kunstmuseum Bern verhandelt derzeit laut Radio SRF 2 Kultur mit zwei Familien. Sie sind die Erben von Ismar Littmann und von Fritz Salo Glaser. Nina Zimmer, Direktorin des Kunstmuseums Bern und des Zentrums Paul Klee (KMB-ZPK), bestätigte eine entsprechende Meldung von Montag gegenüber Keystone-SDA.

Marcel Brülhart, Stiftungsrat der Dachstiftung KMB-ZPK, sagte gegenüber Radio SRF 2 Kultur, die Verhandlungen seien kompliziert. Dies, weil «Claims auf der ganzen Welt hängig sind und sich die meisten Museen weigern, etwas herauszugeben».

Kunstmuseum Basel ging mit Werken von Raubkunst ähnlich vor

Die Verhandlungen mit den beiden Familien liefen sehr gut, so Brülhart weiter. «Man wendet dort halt jetzt auch andere Gesichtspunkte an und versucht, eine einvernehmliche Lösung zu finden.» Genau mit einer solchen «einvernehmlichen Lösung», die die menschlichen Schicksale einbezieht, setzt das Kunstmuseum Bern nun eigene Akzente. Es zeigt ein progressives Vorgehen.

Vergleichbar war bereits das Kunstmuseum Basel vorgegangen, das sich letzten Frühling mit den Erben von Curt Glaser geeinigt hatte.

Im aktuellen Fall konnte sich Deutschland nicht für eine Rückgabe entscheiden, weil die Forschung keine eindeutigen Beweise für Raubkunst fand. Entscheiden müssen nun die Berner.

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Die Provenienzforscher in Berlin kamen zum Schluss, dass dem Bild «La Montagne Sainte-Victoire» kein Verdacht auf Raubkunst anhaftet. Dem Kunstmuesum Bern wurde 2018 als rechtmässige Eigentümerin anerkannt. - Keystone

Und Brülhart, der das Dossier Gurlitt von Anfang an betreut, sagt zwar, entschieden sei noch nichts. Aber er räumt ein, dass wenn man das persönliche Schicksal der jüdischen Sammlerin berücksichtige, «auch mal etwas zurückgeben» würde. Etwas «was bis anhin eigentlich undenkbar gewesen wäre».

Hintergrund dieser Erwägungen ist, dass das Kunstmuseum Bern derzeit überlegt, welche Werke es aus der Sammlung Gurlitt übernimmt. Im Frühsommer will das Museum dazu informieren.

Provinzen von rund 1000 Werken nicht zweifelsfrei geklärt

2014 hatte das Kunstmuseum Bern das Erbe von Cornelius Gurlitt akzeptiert; bis Mai 2020 wurde die Provenienz zwischen 1933 und 1945 der insgesamt über 1500 Kunstwerke erforscht und auf Raubkunst untersucht. Für rund 1000 Werke konnte diese Provenienz nicht zweifelsfrei geklärt werden. Bis kommenden Sommer «werden noch etwa 100 Werke intensiv beforscht», so Brülhart.

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