Der Kanton Zürich sagte das Alba-Festival wegen den vielen Corona-Infektionen der Besucher ab. Dies war rassistisch, sagt die Kommission gegen Rassismus.
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Eine Technikerin rollt einen Teppich zusammen, nachdem dem Alba-Festival 2021 in Zürich die Bewilligung wieder entzogen wurde. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im letzten Jahr wurde das Alba-Festival kurz vor Beginn abgesagt.
  • Der Grund: Die hohen Ansteckungszahlen in der albanischen Community.
  • Die Kommission gegen Rassismus hält jetzt fest: Die Begründung war diskriminierend.
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Letztes Jahr entzog der Kanton Zürich dem Alba-Festival nur wenige Tage vor dem Start die Bewilligung. Begründet wurde dies vom Regierungsrat mit der «zu tiefen» Impfquote beim angesprochenen Publikum, nämlich Personen mit einem Bezug zum Balkan. Eine Grossveranstaltung sei in der damaligen epidemiologischen Lage nicht verantwortbar gewesen.

Daraufhin hagelte es Kritik. Denn der Grund für die Festival-Absage wurde von vielen als rassistisch empfunden. Die Zürcher Pride-Parade war für dasselbe Wochenende angesetzt – und durfte stattfinden.

Fehr hätte Häufung der Fälle in Community nicht erwähnen sollen

Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP) entschuldigte sich daraufhin öffentlich für die Absage. Sie kündigte eine unabhängige Untersuchung des Diskriminierungsaspekts durch die Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) an. Die Ergebnisse der Untersuchung liegen dem «Tagesanzeiger» jetzt vor.

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Die Zürcher SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr. - Keystone

Die Kommission hält darin fest: Zu Recht sei die öffentliche Begründung als diskriminierend wahrgenommen worden. Es habe «keinen sachlichen Grund» gegeben, auf die Häufung von Corona-Fällen in einer Bevölkerungsgruppe zu verweisen. Denn das Schutzkonzept des Festivals habe die 3G-Regel umfasst. Sprich: Alle Besucher wären geimpft, genesen oder getestet gewesen.

«Gefahr, dass Sündenböcke gesucht werden»

Die Begründung des Regierungsrates könne den Eindruck erwecken, Personen mit Balkan-Bezug seien pauschal für die schwierige Corona-Lage verantwortlich. Dies ist problematisch, denn: «Gerade während einer Pandemie besteht die Gefahr, dass Sündenböcke gesucht werden.»

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2019 fand das Alba Festival mit Tausenden Zuschauern statt. - Screenshot: Youtube/alba Festival

Fehr stellt in einem Antwortschreiben klar, sie sei sich der potenziell diskriminierenden Ungleichbehandlung jederzeit bewusst gewesen. Sie habe in einem Dilemma zwischen dem Nichtdiskriminierungsgebot und der Fürsorgepflicht gegenüber der Bevölkerung gesteckt. Das Alba-Festival sei von Fachleuten als «eindeutig gefährlicher» als andere Veranstaltungen eingeschätzt worden.

Waren Sie schon mal am Alba-Festival?

Die Kommission hält fest, ein Verweis auf die verschlechterte epidemiologische Lage hätte als Grund für die Festival-Absage ausgereicht. Unklar bleibt jedoch, wie andere zeitgleiche Veranstaltungen zu rechtfertigen gewesen wären.

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