Leserin staunt über Schlange mitten in Zürcher Wohnquartier
Eine Nau.ch-Leserin entdeckt kürzlich auf einer Wohnquartier-Strasse in Urdorf ZH eine Schlange. Experten erklären, wieso dies gar nicht so überraschend ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Ringelnatter wurde kürzlich in Urdorf ZH auf einer Strasse in Bahnhofsnähe gesehen.
- Laut einem Schlangen-Experten kommt so etwas «regelmässig» vor.
- In Gärten mit Teichen und Komposthaufen suchen sie nach Nahrung.
Was macht eine Schlange mitten auf einer Strasse eines Wohnquartiers in Urdorf ZH? Genau das hat sich eine Nau.-ch-Leserin gefragt, als sie neulich überrascht eine Ringelnatter in der Nähe des Bahnhofs entdeckte.
«Ich dachte erst an eine Blindschleiche», sagt Barbara K.* (43). «Doch das Tier war viel grösser.»
Laut Andreas Meyer von der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz kommt so etwas «regelmässig» vor. Bei der von Barbara fotografierten Schlange handle es sich um «eine absolut tote Barrenringelnatter». Aus der Umgebung von Urdorf gebe es recht viele Beobachtungsmeldungen der Ringelnatter. Die Art käme in der Region vor.
Der Grund: «Einerseits wurden und werden die Lebensräume der Ringelnatter und anderer heimischer Reptilienarten überbaut. Und die Tiere versuchen, sich in der veränderten Umgebung zurechtzufinden. Andererseits bieten Siedlungen gerade der Ringelnatter auch gewisse Ressourcen, die sie zum Leben braucht. Sofern einigermassen naturnahe Grünflächen und Gärten vorhanden sind», erklärt Meyer.
Teiche und Komposthaufen für Nahrung
Laut Janick Frei, Abteilungsleiter Umwelt der Gemeinde Urdorf, hätten Ringelnattern einen grossen Aktionsradius. «Manchmal suchen Jungschlangen ein neues Habitat. Wobei zu erwähnen ist, dass Gärten mit Teichen oder Komposthaufen mehr als ‹Zwischenstopp› und Nahrungsaufnahme genutzt werden», sagt Frei.
Die Ringelnattern würden sich gemäss Meyer hauptsächlich von Amphibien (Frösche, Kröten, Molche) ernähren, selten von Fischen. Komposthaufen würden sie zudem auch als Eiablageplätze benutzen. In Gärten und Grünflächen gebe es für sie zudem Versteckmöglichkeiten aller Art.
Doch die Störungen im Siedlungsgebiet sind oft zu gross. Darum siedeln sich die Ringelnattern nicht dauerhaft dort an, erklärt Frei. Vor allem im Herbst seien die Schlangen oft auf der Suche nach Überwinterungsplätzen.
Verkehr und Hauskatzen als Gefahr
«Diese stark vom Menschen gestalteten Lebensräume sind aber auch gefährlich für die Schlangen: Denken wir beispielsweise an den Verkehr oder die hohe Dichte an Hauskatzen», hält Meyer fest. So sei auch die von der Leserin fotografierte Ringelnatter wahrscheinlich überfahren worden.
Angst haben müsse man vor den Tieren nicht: «Ringelnattern sind ungiftig und völlig harmlos, auch für Kinder, egal welcher Grösse und Alters», beruhigt er. Wer eine Ringelnatter sehe, solle diese ganz einfach in Ruhe lassen.
«Falls das Tier offensichtlich in eine Falle geraten ist, sollte die Wildhut – allenfalls via Polizei – oder die Regionalvertretung der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz verständigt werden», so Meyer. Damit der Schlange geholfen werden könne.
Laut Angaben von Pro Natura können männliche Ringelnattern bis zu einem Meter lang werden, Weibchen hingegen gut 130 Zentimeter. Die Barrenringelnatter werde aber deutlich länger und kräftiger als die Nominatform.
*Name der Redaktion bekannt