Muttenz: Verstärkte Schutzmassnahmen für wandernde Amphibien
Allen in der Schweiz vorkommenden Amphibien ist gemeinsam, dass sie sich nur im Wasser fortpflanzen können. Sobald im Frühling die Temperaturen leicht über der Null-Grad-Grenze liegen – im Normalfall zwischen Mitte Februar und Mitte April –, wandern sie dafür zum Teil grosse Strecken vom Überwinterungsort zu ihren Laichgewässern.
Müssen die Amphibien auf ihrem Weg eine Strasse überqueren, kommt es bei diesen wellenartigen Massenwanderungen regelmässig zu vielen überfahrenen Tieren.
Für Amphibien hat Muttenz eine spezielle Bedeutung und Lage in der Landschaft. Angrenzend an zwei sehr prägende Flüsse wie die Birs und den Rhein, breite Tallagen, Talränder und verschiedene Übergangsbereiche zum Jura haben früher für wohl fast alle unsere einheimischen Amphibienarten vielfältige Lebensräume bestanden.
Trotz aller Bautätigkeit und den Nutzungen in der Landschaft hat es noch teilweise bedeutende Restbestände von Amphibienpopulationen, welche es gilt, gezielt zu schützen, zu erhalten und zu fördern.
Der Veloweg im Gebiet «Fröscheneck» ist gesperrt
In Muttenz wird im Gebiet «Fröscheneck» seit mehreren Jahren der Veloweg während der Laichwanderungen zwischen dem Eindunkeln und der Morgendämmerung gesperrt und umgeleitet. Damit konnte die Anzahl überfahrener Amphibien auf diesem Strassenabschnitt stark verringert werden.
Diese bewährte Massnahme wird auch in diesem Jahr wieder umgesetzt. Im Bereich anderer Amphibienzugstellen versuchte die Gemeinde bisher, mit Warntafeln und Warnleuchten die Gefahrenstellen für die Amphibien zu entschärfen – nur mit bescheidenem Erfolg.
Die Erfahrungen und Beobachtungen von Privatpersonen, Naturschutzverein und Gemeinde zeigen, dass die bisherigen Bestrebungen zum Schutz und zur Förderung der Amphibien nicht ausreichen.
Gemeinsam mit der Amphibienexpertin der regionalen Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (KARCH) wurde deshalb nach geeigneten Massnahmen gesucht, um problematische Amphibienzugstellen möglichst rasch und effizient zu entschärfen.
Temporäre verkehrspolizeiliche Anordnung im Bereich Feuerwehrweiher/Zinggibrunn
Zum Feuerwehrweiher an der Weiherstrasse zieht es jedes Jahr Hunderte bis Tausende von Amphibien – mehrheitlich Erdkröten. Aber auch der Dorfbach, das kürzlich revitalisierte Riedmattbächli und andere Feuchtstellen bieten vielfältige Lebensräume und Laichmöglichkeiten für Amphibien.
Um die vielen Tiere auf ihrer Laichwanderung vor dem Überfahren zu schützen hat der Gemeinderat beschlossen, den Strassenabschnitt zwischen den Verzweigungen Mühlackerstrasse / Weiherstrasse und Zinggibrunnstrasse / Abzweigung Egglisgraben temporär zu sperren, analog der temporären Sperrung vom Fröscheneckweg.
Die Sperrung für den Privatverkehr bei entsprechender Witterung dauert vom Eindunkeln bis zur Morgendämmerung. Die Verbindung zwischen Muttenz und dem Gebiet Egglisgraben-Schönmatt-Stollenhäuser ist in dieser Zeit über Pratteln oder Arlesheim sichergestellt.
Mit direkt Betroffenen werden individuelle Lösungen gesucht. Die Gemeinde hofft, mit der Strassensperrung die Situation für die Amphibien rund um den Feuerwehrweiher zu entschärfen. Gemeinsam mit dem Naturschutzverein soll der Erfolg der Massnahme genau beobachtet werden.
Mobiler Amphibienschutzzaun an der Mühlemattstrasse
Entlang der Mühlemattstrasse – an der Grenze zu Münchenstein – wurden im Jahr 2020 drei neue Weiher fertiggestellt und im letzten Frühling bereits von den ersten Amphibien als Laichgewässer genutzt. Entlang der viel befahrenen Veloroute wird während der Laichwanderung ein mobiler Amphibienzaun aufgestellt, der die Amphibien daran hindert, auf die Strasse zu gelangen.
Die Amphibien werden von Freiwilligen eingesammelt und sicher über die Strasse transportiert. Ein zusätzlicher Nutzen dieser Massnahme ist, dass die Besiedlung der neuen Weiher über die nächsten Jahre gut beobachtet werden kann. Diese Massnahme wird gemeinsam mit der Gemeinde Münchenstein umgesetzt.
Signalisierte Amphibienzugstellen in Muttenz
An folgenden Strassen stehen während der Wanderzeit streckenweise Warn- und/oder Umleitungssignale:
Grenzacherstrasse, Neubrunnweg, Fröscheneckweg/Fröscheneckrainweg (Veloroute), Mühlemattstrasse (Veloroute), Hüslimattstrasse, Wolfenseestrasse, Gwidemstrasse, Schauenburgerstrasse, Weiherstrasse, Langjurtenstrasse und Zinggibrunnstrasse.
Speziell in regnerischen Nächten mit Temperaturen von über 5°C werden alle Verkehrsteilnehmer gebeten, hier besonders vorsichtig zu fahren.