Liegewagen fällt aus – Passagierin muss ganze Nacht sitzen
Weil es ihren gebuchten Liegewagen nicht gibt, muss eine Nachtzug-Reisende 12 Stunden lang in einem engen Abteil sitzen. Es ist kein Einzelfall.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder fallen auf dem «Nightjet»-Angebot von SBB und ÖBB Liegewagen aus.
- Dies sorgt bei Reisenden für grossen Frust.
- Fehlende Wagen können wegen der grossen Nachfrage nach Nachtzügen nicht ersetzt werden.
Nachtzüge als klimaschonende Alternative zum Flugzeug erleben aktuell einen regelrechten Boom. Auf den «Nightjet»-Linien von und nach Zürich sorgen Zwischenfälle aber regelmässig für Ärger. Die Probleme reichen von nicht vorhandenen Schlafwagen bis hin zum abrupten Ende von Fahrten auf halber Strecke. Darüber berichtet die Sendung «Kassensturz».
Eine Reisende beispielsweise bucht ein Vierer-Abteil in einem Nightjet-Liegewagen von Zürich nach Berlin und zurück. Dafür bezahlt sie 540 Franken. Als die Frau jedoch in der deutschen Hauptstadt die Rückreise antreten will, bemerkt sie: Den gebuchten Liegewagen gibt es gar nicht.
Die Passagierin muss während der 12-stündigen Reise in einem engen Sechser-Abteil sitzen. Schlaf bekommt sie fast keinen.
Passagiere müssen umsteigen – Ticket nicht mehr gültig
Ein weiterer Fahrgast muss auf dem Rückweg aus den Niederlanden in Frankfurt am Main aussteigen – der Zug wird gestoppt. Die Passagiere werden angewiesen, auf einen ohnehin schon vollen Eurocity-Zug umzusteigen. Als der Zug abgefahren ist und der Kondukteur die Billette kontrolliert, dann der Schock: Das Nightjet-Ticket ist auf dem Eurocity nicht gültig.
Weil es auch nicht möglich ist, das Billett online anzupassen, steigt der Fahrgast am nächsten Bahnhof aus. Dort hält ihn die Polizei an. Er erhält eine Anzeige und muss 157 Euro (etwa 151 Franken) nachzahlen. Erst auf Druck des «Kassensturz» wird die Anzeige zurückgezogen.
Dies sind keine Einzelfälle: Wie der Fahrgastverband Pro Bahn Schweiz gegenüber SRF sagt, bekomme er fast wöchentlich Meldungen von ausgefallenen Schlafwagen.
Fehlende Wagen können nicht ersetzt werden
Laut der SBB liegt das Problem darin, dass sie die Nachtzüge nicht selber betreibe. Die SBB sei auf ihre Partner, etwa die österreichische ÖBB angewiesen. «Weil wir kein eigenes Rollmaterial besitzen, können wir fehlenden Wagen nicht mit eigenen ersetzen.»
Zudem, so die ÖBB, sei die Nachfrage nach Nachtzügen so gross, dass ihr gesamtes fahrbereites Rollmaterial ständig im Einsatz sei. «Wir setzen im Moment alles in Dienst, was irgendwie Räder hat.»
Es gebe gar keine anderen Fahrzeuge dieser Art, heisst es bei der SBB. «Wenn ein Wagen ausfällt, haben wir ein massives Problem.»