Luxus aus zweiter Hand: Der Boom der gebrauchten Schätze
Auf Plattformen wie Ricardo und Tutti wird Luxus aus zweiter Hand immer gefragter. «Louis Vuitton und Rolex gehören seit Jahren zu den Top-10 der Suchbegriffe auf Ricardo», sagt eine Sprecherin der Swissmarketplace Group gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Diese betreibt neben ricardo.ch auch tutti.ch.
Besonders beliebt im Second-Hand-Luxusbereich sind Damenhandtaschen und Uhren. Die Gründe für den Kauf gebrauchter Luxusgüter sind vielfältig. Neben dem offensichtlichen Preisvorteil gegenüber Neuware spielen auch die Einzigartigkeit von Vintage-Produkten und die bessere Verfügbarkeit eine Rolle.
«Viele Luxusmodelle sind im üblichen Handel mit einer Wartefrist verbunden oder bestimmte Modelle werden nicht mehr produziert», so die Sprecherin. Zudem wachse das Bedürfnis der Konsumentinnen und Konsumenten, durch Secondhand-Käufe nachhaltiger zu konsumieren.
Sicherheit beim Online-Kauf von Gebraucht-Luxus
Allerdings gibt es auf Online-Plattformen auch Missbrauch. Um die Echtheit der angebotenen Luxusartikel zu gewährleisten, setzen Ricardo und Tutti deshalb auf ausgeklügelte interne Kontrollsysteme und arbeiten eng mit den Markenrechtsinhabern zusammen.
«Durch den Einsatz interner Kontrollsysteme werden die Marktplätze laufend automatisch überprüft und regelwidrige Angebote gegebenenfalls von der Plattform entfernt», so die Swissmarketplace Group.
Das Unternehmen ist zudem Mitglied des Vereins Stop Piracy und beteiligt sich an der Kampagne «Zu schön, um wahr zu sein» der Schweizerischen Kriminalprävention.
Anfang Jahr lancierte Ricardo zudem den Treuhandservice «Ricardo MoneyGuard», der sich speziell für gebrauchte Luxusgüter eignet. Dieser Service soll mehr Sicherheit beim Kaufen und Verkaufen bieten, indem der bezahlte Betrag erst dann an den Verkäufer überwiesen wird, wenn der Käufer die Ware erhalten und für gut befunden hat.
Vinted: Internationale Second-Hand-Luxusplattform
Auch die internationale Second-Hand-Plattform Vinted baut derzeit ihr Luxusangebot aus. Um einen möglichst sicheren Kauf zu ermöglichen, bietet Vinted eine Echtheitsprüfung für Designerstücke an. «Wenn der Preis zu schön ist, um wahr zu sein, sollte man vorsichtig sein», warnte Cécile Wickmann, Leiterin der Vinted-Luxusabteilung, kürzlich in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur DPA.
Der Trend zum Luxus aus zweiter Hand ist jedoch nicht auf die Schweiz beschränkt. Auch in Deutschland beobachten Experten eine steigende Nachfrage. «Der Handel mit gebrauchten Luxuswaren wird überproportional steigen», ergänzte Christian Wulff von der Beratungsgesellschaft PwC ebenfalls gegenüber der DPA. «Unter anderem werden damit Käuferschichten erreicht, die sich Neuware nicht leisten können oder wollen.»
Soziale Medien und Nachhaltigkeit befeuern den Trend
Laut Thomas Hensel, Professor für Kunst und Designtheorie an der Hochschule Pforzheim in Baden-Württemberg, befeuern vor allem soziale Medien und Streaming-Plattformen den Wunsch junger Menschen, Teil der Luxuswelt zu werden. Da sich viele die Designerstücke nicht leisten können, greifen sie auf Second Hand zurück. «Luxus kann neben dem hohen Preis unter anderem durch herausragende Qualität definiert werden. Das macht ihn damit auch gut geeignet für einen Weiterverkauf.»
Daneben spielt der Faktor Ökologie eine Rolle: «Durch die Zweitverwertung von Luxusgütern wird deren Lebenszyklus verlängert. Das Produkt wird nicht auf die Deponie geworfen, es entstehen dadurch keine neuen Umweltlasten», betont Professor Hensel.