Luzerner gehen trotz Warnung in Risiko-Badi – die Gründe
In Vitznau LU schwimmen Badegäste trotz Steinschlag-Warnschildern. Die Gefahr sehen nur manche – für andere wiederum sind die Massnahmen übertrieben.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz Felsschlag-Gefahr baden Leute in Vitznau LU weiterhin in der alten Badi.
- Ein Geologe fordert die Sperrung. Manche Badegäste und Anwohner fänden das übertrieben.
- Am Ende sei jeder selbst verantwortlich – des Weiteren fehlen alternative Badestellen.
Im ehemaligen Strandbad in Vitznau LU sollte man eigentlich nicht mehr baden. Seit einem Felssturz im Jahr 1986 ist der Badeplatz am Vierwaldstättersee geschlossen. Der Ort der ehemaligen Badi liegt auf der «Gefahrenkarte Sturz» in einer roten Zone.
Anfang Juni dieses Jahres kam es bei Vitznau zu einem grossen Erdrutsch. Die Gemeinde weist seither mit Warnschildern erneut auf die Gefahr von Felsstürzen und Mehrfachblockschlägen im Gebiet hin.
Und: Sie hat die provisorischen WC-Anlagen und Duschen wie auch Picknickplätze und Feuerstellen entfernt.
Geologe Max Korner forderte vor wenigen Tagen: «Aus meiner Sicht ist die einzige Konsequenz, das Gebiet abzusperren. Auf die Vernunft der Leute kann man nicht hoffen.»
Eine Sperrung der Badestelle ist für die Gemeinde jedoch nicht möglich, da es sich beim Gelände um einen Flurweg handle. «Zudem führt die Kantonsstrasse mit einem Fussweg unmittelbar am Gelände vorbei. Aus unserer Sicht wäre es deshalb unverhältnismässig, die Wege zu sperren», sagt der Gemeindepräsident.
So baden trotz der Gefahrenhinweise weiterhin Menschen bei der alten Badi – auf eigene Gefahr. Auch zahlreiche Warnschilder und weitere Massnahmen seitens der Gemeinde halten sie nicht ab.
«Jeder ist selbst verantwortlich»
Nau.ch war in Vitznau vor Ort und hat sich bei den Badegästen erkundigt: Wieso baden sie trotz der Gefahr noch immer hier?
«Wenn man sich in den Bergen bewegt, muss man damit rechnen, dass etwas passiert. Es sind überall Warnschilder», sagt Victor (Video oben).
Arif, der ebenfalls vor Ort ist, habe noch nie gehört, dass etwas passiert sei. Er sagt: «Es ist ziemlich ruhig und hat wenig Leute hier. Es geht weit hinunter und man hat eine gute Entfernung bei einem Steinschlag.»
Touristin Helene sagt, sie sei gerade in den Ferien. «Ich suche das Abenteuer!» Aber künftig werde sie vorsichtiger sein, sie habe von der Warnung nichts gewusst.
Dass man auf die Gefahren hingewiesen werde, findet Victor gut. «Alles andere wäre fahrlässig. Aber verbieten oder absperren würde ich es nicht, weil jeder ist irgendwo noch selbst verantwortlich.»
Arif empfiehlt den Leuten trotzdem, sich besser einen anderen Platz zum Baden zu suchen. «Es könnte ja mal etwas passieren.»
In Vitznau fehlen die Alternativen
Bei den Anwohnern gehen die Meinungen auseinander, ob man in der alten Badi noch ins Wasser steigen sollte. «Man vermeidet es nach dem Erdrutsch in den Hinterbergen jetzt ein bisschen», findet Simone. Trotzdem gingen die Leute dort baden, «weil es in Vitznau sonst nicht viele Badestellen gibt».
Auch Maike weist auf die wenigen Badestellen hin. «Schade, für die, die baden wollen. Man muss einfach mit der Gefahr leben.»