Medikamentenversuche auch in Schaffhauser Klinik

Keystone-SDA
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Schaffhauserland,

Schockierende Enthüllungen über Medikamentenversuche in der psychiatrischen Klinik Breitenau während der 1950er- und 1960er-Jahre wurden bekannt.

Medikamente Mancy
In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden in der psychiatrischen Klinik Breitenau in Schaffhausen Medikamentenversuche mit nicht überprüften Präparaten durchgeführt. (Symbolbild) - AFP/Archiv

In den 1950er- und 1960er-Jahren ist es an der psychiatrischen Klinik Breitenau in Schaffhausen zu Medikamentenversuchen mit ungeprüften Präparaten gekommen. Dies zeigt ein Gutachten, das der Schaffhauser Regierungsrat in Auftrag gegeben hatte. Für die wissenschaftliche Aufarbeitung wurden in einer Stichprobenerhebung 174 Patientenakten untersucht, wie die Spitäler Schaffhausen am Donnerstag mitteilten. 14 Personen wurden dabei ohne deren Wissen mit ungeprüften Präparaten behandelt.

Es habe sich dabei um unterschiedliche Versuchspräparate gehandelt, heisst es in der Mitteilung. Gemäss Gutachten wurde am häufigsten ein Mittel eingesetzt, das dann im Frühjahr 1958 unter dem Namen Tofranil als erstes Antidepressivum zugelassen wurde. In vier Fällen wurde dieses Präparat 1957 verabreicht, in zwei weiteren 1958 kurz vor oder nach der Markteinführung. In der Anfangsphase der Psychopharmaka-Forschung in den 1950er-Jahren sei «der Übergang zwischen Versuchspräparaten und standardisierten Medikamenten bisweilen fliessend» gewesen, steht im Gutachten.

Unzureichende Dokumentation der Versuche

Es gebe keine Hinweise, dass dieses Antidepressivum in der Schaffhauser Klinik früher als 1957 verwendet worden sei, heisst es in der Mitteilung. Die vorgenommenen klinischen Medikamentenversuche seien auch kaum dokumentiert worden, hält das Gutachten fest. Zudem seien kaum Forschungsunterlagen und keinerlei Korrespondenzen mit Pharmakonzernen überliefert.

«Insgesamt legen die Ergebnisse nahe, dass die Schaffhauser Psychiatrie für die Erforschung neuer Psychopharmaka im nationalen Vergleich keine bedeutende Rolle spielte.» Für ein umfassendes Urteil wären aber gründliche Studien der Verwaltungsakten, der Patientenakten und der Akten der Pharmakonzerne notwendig. Die Versuche in der damaligen psychiatrischen Klinik Breitenau seien aus heutiger Sicht problematisch, halten die Spitäler Schaffhausen in ihrer Mitteilung fest.

Betroffene erhalten Entschuldigung

Sie und der Schaffhauser Regierungsrat bedauern, dass den Betroffenen ein Unrecht widerfahren sei. Mit dem Gutachten würden die damaligen Verfehlungen nicht ungeschehen gemacht. Doch es könne den Betroffenen ein Stück ihrer Würde zurückgegeben werden.

2015 wurden diverse Medikamentenversuche zwischen 1940 und 1980 in der Thurgauer Psychiatrie Münsterlingen bekannt. Der Kanton Thurgau liess diese wissenschaftlich untersuchen. Daraufhin führten weitere Kantone, darunter der Kanton Schaffhausen, Abklärungen durch.

Kommentare

User #6268 (nicht angemeldet)

Versuche werden heute kollektiv durchgeführt, unter anderer Bezeichnung.

User #3704 (nicht angemeldet)

Bestimmt nicht nur dort und solche Versuche an Menschen könne es auch heutzutage geben. Eine genaue und unabhängige Überprüfung wäre nötig.

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