Menschliche Knochen beim Bahnhof Bern entdeckt
Während den Bauarbeiten für den neuen Bahnhof Bern haben Arbeiter auf der Baustelle an der Schanzenstrasse menschliche Knochen gefunden.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Bahnhof Bern wurden bei Bauarbeiten menschliche Knochen ausgegraben.
- Die Skelettstücke sind Teil eines ehemaligen Friedhofes auf der Grossen Schanze.
- Die Bauarbeiten verzögern sich durch die Funde nicht.
Bei den Bauarbeiten zum neuen Bahnhof Bern wurden letzten Freitag mehrere menschliche Knochen und Knochenstücke entdeckt. Die Bauarbeiten wurden im betreffenden Bereich umgehend gestoppt und der archäologische Dienst des Kantons Bern verständigt.
Zwei Kisten voller Knochen
Die menschlichen Überreste wurden von den Archäologen eingesammelt und in zwei Kisten abgeholt. Für Armand Baeriswyl, Leiter des Ressorts für Mittelalterarchäologie und Bauforschung kam der Fund nicht überraschend. Im Gegenteil: «Wir haben weniger gefunden als erwartet.»
Ein Friedhof auf der Grossen Schanze
Gehofft haben die Archäologen auf ganze Friedhofsteile «in situ», also am historischen Originalort. Laut Baeriswyl befand sich auf der Grossen Schanze im 18. Jahrhundert ein Friedhof der Berner Hintersassen. Während die Berner Burger auf dem Burgerfriedhof bestattet wurden, wurden die rechtlich niedriger gestellten Hintersassen auf dem Schanzenfriedhof beerdigt.
Bis zu dreitausen Menschen sollen auf der Grossen Schanze zwischen 1769 und 1815 beerdigt worden sein. Weite Teile des damaligen Friedhofes wurden durch den Bau des Berner Bahnhofes Ende der sechziger Jahre aber zerstört. Vor rund 15 Jahren haben Archäologen bei Bauarbeiten noch 95 Skelette ausgegraben. Die verbleibenden Knochenstücke erwartet Armand Baeriswyl nur noch als Streufunde zu finden.
Keine Verzögerung beim Bau
Durch das Projekt Zukunft Bahnhof Bern sollen bis 2025 ein neuer Bahnhof RBS sowie neue Zugänge zum Bahnhof SBB realisiert werden. Für die Baustelle bedeuten die Knochenfunde keine Verzögerung im Plan, wie die SBB bestätigt.
Die eigesammelten Knochen werden für weitere Untersuchungen an das Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern übergeben. Falls auf der Baustelle weitere Knochenstücke auftauchen, steht ein Mitarbeiter des archäologischen Deinstes bereit, um auch diese einzusammeln.
Für die Gesellschaft hingegen sieht Baeriswyl eine weitergehende Bedeutung in archäologischen Funden und den Erkenntnissen, die sie liefern: «Wenn man sieht, welche Gebrechen die Menschen von damals hatten, den schlechten Zustand der Zähne betrachtet und die überstandenen Krankheiten bedenkt, dann leben wir heute im Vergleich dazu im Paradies.»