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Migros: Ex-Coop-Chef vergleicht Migros mit Swissair

Nicola Wittwer
Nicola Wittwer

Zürich,

In den letzten Jahren hat die Migros diverse Fehler gemacht – mit Folgen. Von Ineffizienzen und Missmanagement.

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Hans Winiger, ehemaliger Basler Genossenschafts-Leiter bei Coop, vergleicht die Firmenkultur der Migros mit der der Swissair. - SRF «Dok»

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine SRF-Doku legt Missmanagement, Ineffizienz und Alleingänge bei der Migros offen.
  • Die Struktur und Zweispurigkeit des Detailhandelsriesen sorgen für Mehrkosten & Probleme.
  • Der ehemalige Chef von Coop Basel sieht Ähnlichkeiten zur Swissair.

Dieses Jahr feiert die Migros ihr 100-jähriges Bestehen. Feierlichkeiten sind angekündigt – doch nur Partystimmung gibt es beim Detailhandelsriesen nicht. Die Migros befindet sich im grössten Umbau ihrer Geschichte.

Im Jahr 2023 machte das Unternehmen einen rekordtiefen Gewinn. 500 Millionen Franken mussten abgeschrieben werden.

Nun werden Fachmärkte verkauft und 1500 Stellen abgebaut. Zudem wächst die Konkurrenz von Aldi und Lidl.

Eine am Donnerstagabend ausgestrahlte Dokumentation von SRF zeigt auf, wie sich die Migros ihre Probleme zuzuschreiben hat.

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Neben Ineffizienz durch Zwei- oder gar Elf-Spurigkeit spielen auch fehlgeschlagene Auslandsgeschäfte und Missmanagement eine Rolle.

Kritik gibt es am komplizierten Aufbau des Detailhandelsriesen: Zuoberst bei der Migros stehen die 2,3 Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter.

Mehrspurigkeit soll Migros Millionen kosten

Die Macht liegt aber bei den Chefs der zehn regionalen Genossenschaften. Alle haben ihre eigene Abteilung für Finanzen, Personal, Marketing und Kommunikation sowie ihr eigenes Verteilzentrum für Frischprodukte.

Die Genossenschaften sind vereint im Migros Genossenschaftsbund – die «Mutter» der zehn «Töchter». Auch der MGB hat seine Abteilung für Finanzen und Personal.

Weil die Macht nicht zentralisiert ist, geniessen die zehn regionalen Genossenschaften der Migros grosse Autonomie. Einheitlich zu und her geht es bei der Migros also nicht.

Beispiele: Über die zehn Genossenschaften verteilt gibt es mehr als 20 verschiedene Einkaufswagen-Modelle.

Oder: Die Fachmärkte verfolgen von Genossenschaft zu Genossenschaft andere Strategien.

Die «Elf-Spurigkeit» bringt der Migros Schätzungen ehemaliger Kaderleute zufolge Mehrkosten von rund 200 bis 300 Millionen Franken pro Jahr.

Die Autonomie der «Töchter» ist im Hinblick auf das Ganze nicht nur ineffizient, sondern sorgt auch für Probleme und Sololäufe.

Alleingang der Migros Aare geht in die Hose

SRF-Recherchen zufolge verschuldete ein solcher Alleingang alleine 100 Millionen Franken des 500-Millionen-Abschreibers.

Im Fokus steht die Genossenschaft Aare: In Schönbühl BE wurde im Herbst 2024 die «Logistikplattform 2030» eröffnet.

Von dort aus werden 170 Filialen mit frischen und gekühlten Produkten beliefert. Offiziell kostete der Bau 250 Millionen Franken, Aare-Insider sprechen von 300 Millionen.

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Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums hat die Migros eine «Merci»-Kampagne lanciert. - keystone

Der frühere Aare-Chef spekulierte, dass die Genossenschaften Basel und Neuenburg/Fribourg ihre Frischwaren künftig auch von Schönbühl beziehen wollen.

Gefragt hat man sie aber erst, als der Bau bereits im Gange war. Basel und Neuenburg/Fribourg sagten schliesslich ab, weil sie ihre eigenen Verteilzentren nicht aufgeben wollten.

Die Folge: Das Logistikzentrum in Schönbühl wurde viel zu gross gebaut – ein Teil davon steht jetzt leer.

Wieso hat man sich nicht vor dem Baubeginn erkundigt? Gegenüber SRF sagt ein ehemaliger Kadermann: «Wenn man vor dem Bau versucht hätte, eine Einigung zu erzielen, hätten zu viele Leute mitgeredet. Es wäre mühsam geworden.»

Ex-Coop-Chef sieht Selbstüberschätzung

Dieser Alleingang ist wegen der Struktur der Migros und der Autonomie der Genossenschaften möglich. Hans Winiger betrachtet eine Fusion aller zehn «Töchter» unter anderem deshalb als sinnvoll.

So, wie es im Jahr 2001 beim grossen Rivalen Coop geschehen ist. Winiger war damals Leiter der Coop Genossenschaft Basel.

Zum Sololauf in Schönbühl sagt er: «Es zeigt, dass da in der Kultur und den Köpfen etwas nicht stimmt.»

«Für mich hat die Kultur Migros sehr viel Ähnlichkeiten mit der Kultur, die die Swissair hatte. Wie ich meine, die Swissair hatte sie.»

Konkret: «Selbstüberschätzung – ‹wir sind die Besten›. Und das war im Fall der Swissair tödlich.»

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Hans Winiger, früherer Leiter der Coop Genossenschaft Basel, erinnert die Migros an die Swissair. - Screenshot SRF

Die Zweistufigkeit bei der Migros findet Winiger «unlogisch» und einen «Unsinn». Die Quersubventionierung der nicht rentablen Fachmärkte funktioniere über das Ganze gesehen nicht.

Migros-Genossenschaften wollen mehr zusammenarbeiten

Eine Fusion zu einer Einheitsgenossenschaft – wie bei Coop – ist bei der Migros aber kein Thema. Das würde Jahre in Anspruch nehmen, sagt Guido Rast, Chef der Genossenschaft Luzern.

Ihm zufolge haben sich die Genossenschaften aber zu mehr Zusammenarbeit verpflichtet. So werden etwa Ladeneinrichtungen gemeinsam eingekauft oder die Finanzsysteme vereinheitlicht. Anders als in der Vergangenheit sollen gemeinsame Konzepte jetzt eingehalten werden.

Ein Beispiel: Statt früher 20 verschiedene Einkaufswägeli-Typen gibt es laut Rast künftig nur noch fünf.

In der SRF-Doku verteidigt er das Modell der Migros: «Struktur-Diskussionen sind für mich Alibi-Diskussionen. Wenn es Menschen wirklich miteinander können, dann können sie in jeder Struktur arbeiten.»

Kommentare

User #1375 (nicht angemeldet)

Vor wenigen Jahren noch hiess es von der Migros noch, Aldi und Lidl seien keine Konkurrenz und genau seit dieser Zeit wird die Dutti-Migros von "Fallschirm-Managern" an die Wand gefahren..

User #5678 (nicht angemeldet)

DIESE STUDIERTEN HSG, HWV, OEC RER POL, ETC...Kosten der wirtschaft millionen, aber nicht während dem studium, nein, nach dem studium...und der büezer muess danach wieder die wirtschaft hochfahren...wie krankhaft

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