Möglicher Zusammenhang der 22 Diphtherie-Fälle wird untersucht
In den Bundesasylzentren gab es letzten Monat 22 Fälle von Diphtherie. Das BAG untersucht nun, ob es einen Zusammenhang zwischen den Erkrankungen gibt.
Das Wichtigste in Kürze
- 22 Fälle von Diphtherie sind in Bundesasylzentren im letzten Monat aufgetreten.
- Nun untersucht das BAG, ob es zwischen den Erkrankungen einen Zusammenhang gibt.
- Zudem werden Massnahmen zur Prävention diskutiert.
Bei 22 Bewohnerinnen und Bewohnern in Bundesasylzentren ist im vergangenen Monat die Infektionskrankheit Diphtherie nachgewiesen worden. Zwei der Erkrankten zeigten Symptome der gefährlicheren Rachendiphtherie. Ob die Fälle in einem Zusammenhang stehen, ist unklar.
Neben den zwei symptomatischen Rachendiphtheriefällen steckten sich nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit 14 Asylsuchende mit der harmloseren Hautdiphtherie an. Bei sechs Personen sei die Infektion durch Contact Tracing nachgewiesen worden, aber nicht ausgebrochen. Vier weitere Fälle würde zur Zeit untersucht.
Besteht ein Zusammenhang zwischen den Fällen?
Weiterhin unklar sei, ob die Erkrankungen in einem Zusammenhang stehen, hiess es beim BAG auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die kantonsärztlichen Dienste hätten die Betroffenen zwar zur Reiseroute befragt und Genomsequenzierungen durchgeführt. Bisher lasse sich kein abschliessendes Fazit ziehen, ob sich die Ersterkrankten alle an demselben Ort angesteckt hätten.
Ausserdem diskutierten Bund, Kantone und das Staatssekretariat für Migration (SEM) zur Zeit Massnahmen für die anderen Bewohner der Zentren. So könnte es beispielsweise bald systematische Tests beim Eintritt geben. Bis jetzt sei aber noch nichts entschieden. Zuständig wären dann wiederum die Kantone.
Die 22 Fälle waren seit Anfang August in neun der 20 Bundesasylzentren aufgetreten. Betroffen waren unter anderem die Einrichtungen in Bern, Zürich, Kreuzlingen TG, Altstätten SG, Basel und Boudry NE.
In Bern wurden nach dem Ausbruch alle Asylsuchenden des Zentrums im ehemaligen Zieglerspital getestet und geimpft. Ausserdem wurde in den betroffenen Stockwerken eine Antibiotika-Prophylaxe durchgeführt. Ähnlich gingen die Verantwortlichen in Altstätten und Boudry vor. In anderen Zentren wurden nur die Kontaktpersonen getestet und geimpft.
Personal soll sich impfen lassen
Dem Personal der Bundesasylzentren empfiehlt das BAG, ihren Impfstatus zu überprüfen und sich wenn nötig eine Diphtherie-Auffrischimpfung verabreichen zu lassen. Dank der guten Durchimpfung bestehe in der Schweiz kein Risiko für die Bevölkerung.
Die weltweit verbreitete Diphtherie ist eine Infektionskrankheit, die durch ein Bakterium verursacht wird. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt über Tröpfcheninfektion. Zwischen Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome vergehen in der Regel zwei bis vier Tage. Bei toxischen Formen sind möglicherweise auch nur wenige Stunden nötig.
Es gibt zwei Arten der Krankheit: die respiratorische (Atemwege) und die kutane (Haut). Das auslösende Bakterium produziert ein starkes Gift, das Organe wie Herz, Leber oder Nieren sowie das Nervensystem dauerhaft schädigt. Behandeln lässt sich die Erkrankung mit einem Gegengift sowie Antibiotika. Die Sterblichkeit bei Rachendiphtherie ist mit bis zu 50 Prozent hoch.
Die Krankheit beginnt mit Halsschmerzen, Fieber und Schluckbeschwerden. Früher wurde die Diphtherie auch Halsbräune genannt, weil sich braune, lederartige Beläge in Kehlkopf und Luftröhre bilden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt sie noch als «Würgeengel der Kinder», da sie besonders im Kindesalter auftritt.