Nach Abbau – ÖV-Sprayer in Bern: «Bringt die Automaten zurück»
In Bern sind 60 Billettautomaten verschwunden. Eine Sprayerei fordert sie nun zurück. Bernmobil will davon nichts wissen.

Das Wichtigste in Kürze
- In Bern wurden kürzlich 60 Billettautomaten angebaut.
- Bernmobil spart durch den Abbau rund 780'000 Franken.
- Nun verlangen Sprayer die Automaten zurück – Bernmobil wiegelt ab.
Gleich 60-mal hiess es in Bern «Tschüss Billettautomat». Vor rund einem Monat kündigte ÖV-Betreiberin Bernmobil den Abbau an.
Grund: An den betroffenen Automaten wurden weniger als sieben Billetts pro Tag verkauft. Deshalb habe man sich entschieden, diese 60 Automaten nicht zu erneuern und so circa 13'000 Franken pro Automat zu sparen.
Insgesamt sparte Bernmobil mit dem Abbau also rund 780'000 Franken ein.
Inzwischen sind die Automaten am Stadtrand verschwunden. Schilder weisen die Fahrgäste daraufhin, den Automaten auf der gegenüberliegenden Seite zu nutzen.
Und doch trauern einige den Automaten weiterhin nach. «Bringt die Automaten zurück», schreiben Sprayer auf die Scheibe einer Tramhaltestelle im Berner Stadtteil Bümpliz.
Hat die Kundschaft den Abbauschritt etwa noch nicht verdaut?
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Bernmobil-Sprecher Rolf Meyer: «Die Sprayerei bei der Haltestelle Bümpliz Post wie auch die Urheber sind uns nicht bekannt.»
Bernmobil-Kunden haben «kein Problem» nach Abbau
Zum Abbau der Automaten habe man Rückmeldungen «im üblichen Umfang» erhalten, als dies bekannt wurde. «Aktuell ist dies kaum mehr ein Thema. Es handelte sich um generelle Reaktionen und nicht zu spezifischen Haltestellen.»
Meyer erklärt: «Daher scheint es für unsere Kundinnen und Kunden kein Problem zu bereiten, ein Ticket an einem anderen Automaten zu lösen.»
Leicht anderes klingt es bei der Interessengemeinschaft Öffentlicher Verkehr (IGÖV), die sich für gute ÖV-Angebote einsetzt.
«Ein Serviceabbau ist immer unschön und mit Nachteilen verbunden», sagt Peter Krebs, Präsident von der IGÖV Bern, zu Nau.ch.
«Damit müssen die Verkehrsbetriebe vorsichtig umgehen, damit der ÖV für alle attraktiv und zugänglich bleibt», mahnt er.
«Auf der anderen Seite steht Bernmobil unter grossem Spardruck der öffentlichen Hand. So gesehen haben wir auch Verständnis für die Massnahme.»
Aus Sicht des IGÖV Bern sei der Abbau von 60 Automaten «mit Augenmass» umgesetzt worden. «Die Automaten wurden dort entfernt, wo ein anderer in der Nähe ist.»
«Automaten spielen weiterhin wichtige Rolle»
Krebs betont: «Natürlich setzen die meisten Fahrgäste heute auf Abonnements oder elektronische Fahrkarten. Aber eben nicht alle. Es gibt Leute, die keine Kreditkarte haben oder die mit dem Lösen elektronischer Fahrkarten Mühe haben.»
Für diese müsse ein Grundangebot zur Verfügung stehen. «Die Automaten spielen da weiterhin eine wichtige Rolle, selbst wenn der Umsatz zurückgeht», sagt er.
Bernmobil kann da beruhigen.
Sprecher Rolf Meyer verspricht: «Ein weiterer Abbau von Billettautomaten ist nicht geplant. Es handelt sich ausschliesslich um den Abbau von Billettautomaten, die kaum je gebraucht werden.»
Andere Städte zögern mit Automaten-Abbau
Anderswo ist ein Abbau ebenfalls kein Thema, wie Nau.ch Ende März berichtete.
In Zürich werden die Standorte «regelmässig überprüft und – falls erforderlich – angepasst». In St. Gallen wurden die Automaten erst kürzlich modernisiert.

Während man in Baselland einen Rückgang bei der Nutzung feststellt, verzeichnen die Basler Verkehrs-Betriebe in Basel-Stadt «keinen Rückgang».
Bereits abgebaut wurden Automaten hingegen in Luzern. In den letzten zehn Jahren waren das insgesamt knapp 50 Stück.