Nach Coronavirus: So gelingt die Büro-Rückkehr trotz Ängsten
Am Montag lockert der Bundesrat die Homeoffice-Pflicht wegen des Coronavirus. Viele streiken jedoch – wegen sozialer Ängste wollen sie nicht zurück ins Büro.
Das Wichtigste in Kürze
- Ab Montag gilt für Betriebe, die regelmässig testen, keine Homeoffice-Pflicht mehr.
- Vermehrt weigern sich jedoch Leute, nach Homeoffice-Perioden ins Büro zurückzukehren.
- Ein Experte erklärt, was dahinter steckt – und wie die Büro-Rückkehr gelingt.
Ab Montag dürfte für viele die Rückkehr an den Arbeitsplatz angesagt sein. Der Bundesrat wandelt die Homeoffice-Pflicht wegen des Coronavirus für einige Betriebe in eine Empfehlung um. Während sich die einen freuen, ihre Kollegen wiederzusehen, graut es anderen vor der Büro-Rückkehr – aus Angst.
Im April berichtete Psychologe Andi Zemp, er höre oft von Mitarbeitenden, die nach Homeoffice-Perioden nicht zurück ins Büro wollen. Der Grund: soziale Ängste.
Nun erklärt der Berner auf Anfrage von Nau.ch: «Das hat sicher weiter zugenommen. Man muss dazu aber auch sagen, dass dies in der Regel Menschen sind, die schon vorher Angstprobleme hatten. Wegen des Lockdowns und der dadurch legitimen Vermeidung sozialer Kontakte haben sich diese Ängste bei vielen verstärkt.»
Psychologe empfiehlt Büro-Besuch, wenn keiner da ist
Zu Hause ausharren bringt Betroffenen jedoch nichts – im Gegenteil. «Man muss sich der Angst stellen», sagt Zemp. «Wenn man sich davor fürchtet, ins Büro zurückzukehren, kann man beispielsweise schon am Wochenende vorbeigehen. So kann man sich mit den Räumlichkeiten wieder vertraut machen, wenn niemand da ist.»
Zemp sieht aber auch die Arbeitgeber in der Verantwortung: «Es ist tatsächlich ein Problem, dass viele Arbeitsorte wegen des Coronavirus sehr ungemütlich geworden sind. Da steht zum Teil nichts Persönliches mehr. Es dominieren die Desinfektionsmittel», bemängelt er.
Er rät Arbeitgebern, für die Homeoffice-Rückkehrer etwas Besonderes vorzubereiten. Etwa ein Blumenstrauss oder Schokolade auf dem Pult – fast so, wie am ersten Arbeitstag. «Damit man sich willkommen fühlt.»
Arbeitgeber sollen Betroffenen nach Coronavirus Zeit lassen
Vermutet ein Arbeitgeber, dass eine Person aus Angst nicht an den Arbeitsplatz zurückkommen will, empfiehlt der Psychologe klare Worte: «Man muss die Rückkehr-Erwartung deutlich machen.» Die Chefin könnte Betroffenen auch etwas Zeit geben. «Man kann zum Beispiel sagen: ‹Gut, dann bleibst du diese Woche noch zu Hause, aber am Montag bist du hier›», rät Zemp.
«Es hat sich aber auch in vielen Branchen herausgestellt, wie gut Homeoffice funktionieren kann», gibt er zu bedenken. «Da sollte man nicht alle zurück im Büro erwarten und es damit begründen, dass die Arbeit zu Hause nicht gehe.»