Autobahn

Nach Geisterfahrt-Serie: Härtere Sanktionen für Senioren nötig?

Chiara Schlenz
Chiara Schlenz

Zürich,

Seit Beginn des Jahres kam es schon zu drei Unfällen durch Falschfahrer, alle verursacht von Senioren. Pro Senectute schlägt Einschränkungen vor.

Snioren
Senioren verursachen in letzter Zeit öfters Geisterfahrten auf Schweizer Autobahnen. - Keystone, Screenshot Video Kantonspolizei St. Gallen

Das Wichtigste in Kürze

  • Meldungen von Geisterfahrern häuften sich seit Beginn des Jahres.
  • Ein Grossteil der Unfälle wurde durch Senioren hinter dem Steuer verursacht.
  • Pro Senectute appelliert an einen Gegenvorschlag zum vollständigen Führerschein-Entzug.

Geisterfahrer sorgten in den letzten Wochen vermehrt für Schlagzeilen. Seit Anfang Jahr kam es schon zu drei Unfällen und 15 Meldungen durch Falschfahrer, wie die Verkehrzentrale «Viasuisse» auf Anfrage von Nau.ch auflistet.

Gerade am Wochenende verursachte ein Geisterfahrer (†82) mehrere Unfälle und verstarb selbst am Unfallort. Bereits anfangs Monat endete eine Geisterfahrt eines Seniors tödlich.

Dass sich die Unfälle mit Senioren häufen, stösst in der Bevölkerung auf grosses Unverständnis, wie die Reaktionen in den Kommentarspalten zeigen. Viele verstehen nicht, weshalb Menschen über 70 überhaupt noch Auto fahren sollten. Fachpersonen sehen dies anders.

Kognitive Herausforderungen sind gestiegen

Peter Burri-Follath, Mediensprecher der Fach- und Dienstleistungsorganisation Pro Senectute, sieht viele Probleme bei der aktuellen Verkehrslage: «Das Verkehrsaufkommen in der Schweiz ist generell sehr viel komplexer geworden, es gibt mehr Verkehrsteilnehmer. Auch die kognitiven Herausforderungen für alle Teilnehmer sind gestiegen.»

Geisterfahrer a13
Das Auto in der Mitte des Bildes fuhr auf der A13 auf der falschen Spur. - Kantonspolizei St. Gallen

Dies soll aber nicht heissen, dass Menschen in hohem Alter nicht mehr auf die Strassen sollten, so Burri-Follath. «Senioren den Führerschein abnehmen oder ihnen das Fahren zu untersagen ist eine Forderung, die man nicht vertreten kann. Hier in der Schweiz hat man das Recht auf Bewegungsfreiheit.»

Medizinische Checks sind präventiv sinnvoll

Seit dem 1. Januar 2019 müssen sich Autofahrerinnen und Autofahrer erst ab dem Alter von 75 Jahren alle zwei Jahre einer medizinischen Untersuchung unterziehen. Zuvor galt die Regel, ab 70 Jahren diese Checks durchzuführen.

«Fachlich gesehen machen solche Fahrtüchtigkeit-Checks ab einem Alter von 70 Jahren absolut Sinn, auch aus präventiver Sicht», so Burri-Follath. «Die Untersuchung durch den Hausarzt ist weiterhin durchaus adäquat. Dass ein seriöser Arzt aufgrund von Mitleid jemanden einen solchen Test bestehen lässt, glaube ich kaum.»​

Einen Senior aufgrund des kalendarischen Alters von der Verkehrsteilnahme ausschliessen «geht nicht», steht für Pro Senectute fest. «Es braucht klare medizinische Indizien», bestärkt er die ärztlichen Untersuchungen weiter.

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Eine Seniorin am Steuer. (Archivbild) - keystone

Trotzdem sorgen Unfälle durch und mit Senioren für grosse öffentliche Ärgernis. Burri-Forrath bringt einen Gegenvorschlag zum Entzug des Führerscheins: «Man könnte Zwischenstufen vereinbaren, beispielsweise, dass Senioren das Auto nur noch auf bekannten Strecken und nicht mehr auf der Autobahn nutzen.»

Dies ist bereits seit Juli 2016 möglich. Im Rahmen der Via sicura können Senioren – anstelle eines gänzlichen Führerschein-Entzuges – beispielsweise einzelne Strecken oder Fahrzeiten verboten werden.

Akzeptanz für Geisterfahrer ist sehr gering

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) veröffentlichte 2006 eine Studie, welche sich mit Geisterfahrern und den entstandenen Unfällen befasst. In dieser Studie erklärt das BFU auch, weshalb Geisterfahrer-Unfälle für so viel Echo in Medien und Gesellschaft sorgen.

Geisterfahrer
Wegen Geisterfahrern kommt es oft zu Stau und Unfällen. - Keystone

Die Akzeptanz für das Falschfahren sei in der Öffentlichkeit aus verschiedenen Gründen weitaus geringer als für andere Verkehrsdelikte. Darunter auch, dass Unfälle mit Geisterfahrern zwangsläufig immer unschuldige Verkehrsteilnehmer treffen würden.

Weiter verstehen viele Leute nicht, wie es, insbesondere auf Autobahnen, zu solchen Vorfällen kommen kann. Durch die bauliche Richtungstrennung auf Autobahnen gelten diese als sichere Verkehrslage.

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Kommentare

User #3615 (nicht angemeldet)

wenn ich dadurch auch nicht mehr arbeiten muss wäre ich auch dafür dann wenn die anderen malochen für mich weil ich untauglich bin dann werde ich freiwillig untauglich

User #1906 (nicht angemeldet)

Man sollte alle Autofahrer alle 3 Jahre testen lassen. Auch junge können fahruntauglich sein.

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