Auch bei Coronavirus: Jeder Fünfte ist ein Super-Virenverbreiter

Chiara Schlenz
Chiara Schlenz

Grossbritannien,

Im Zusammenhang mit dem Coronavirus machen Gerüchte um «Super-Verbreiter» die Runde. Doch wie wird man zu einer Virus-Schleuder und was ist das überhaupt?

Coronavirus Superverbreiter
Immer wieder tauchen Fälle von Superverbreitern auf, so auch beim Coronavirus. - EPA

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Zusammenhang mit dem Coronavirus taucht die Angst vor Superverbreitern auf.
  • Superverbreiter können überdurchschnittlich viele Menschen mit einer Krankheit anstecken.
  • Ein Engländer gilt als erster Superverbreiter im Zusammenhang mit dem neuen Virus.

Dass Menschen unterschiedlich infektiös sind, ist keine neue Erkenntnis. Genauso, wie manche Menschen schneller krank werden als andere, verbreiten auch manche eine Krankheit häufiger. Solche sogenannten Superverbreiter übertragen Krankheiten unbewusst an eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Kontaktpersonen.

Coronavirus Wuhan
Eine Gemeindemitarbeiterin misst mit einem Fieberthermometer die Körpertemperatur einer Passantin in einer Strasse in Wuhan. Foto: Xiao Yijiu/XinHua/dpa - dpa-infocom GmbH

Im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus macht dieser Begriff wieder global die Runde. Spätestens nach dem Superverbreiter-Fall mit dem englischen Geschäftsmann steigt die Angst vor rapiden Ansteckungen. Doch wie wird man zu einem Virus-Superverbreiter?

Jeder Fünfte ist Superverbreiter

Solche Superverbreiter kennt man in der Medizin in Verbindung mit anderen Krankheiten wie dem Sars-Ausbruch, HIV oder auch Ebola. Man geht davon aus, dass jeder Fünfte überdurchschnittlich viele Personen ansteckt. Diese Faustregel hat sich vor rund 20 Jahren in medizinischen Kreisen etabliert.

England Coronavirus
Krankenhäuser in England ermutigen Patienten mit Coronavirus, sich von Zuhause aus zu melden. - Keystone

Einige Ärzte spekulieren, dass das Immunsystem einer Person mit dem Verbreiten der Viren in Verbindung steht. Einerseits, weil das Immunsystem so schwach ist, dass es den Virus gar nicht unterdrücken kann. Oder aber weil das Immunsystem so stark ist, dass der Infizierte die Krankheit nicht bemerkt und so unwissend andere ansteckt.

Von den Superverbreitern hängt alles ab

James Lloyd von der University of California beobachtete im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Sars die Superverbreiter und kam zum Schluss: Um eine Epidemie zu verhindern, muss man lediglich die Superverbreiter identifizieren und behandeln.

Auf diese Weise wären Gegenmassnahmen bis zu dreimal effektiver. Doch wie man diese Virenschleudern erkennt, kann Lloyds Team noch nicht beantworten, wie der Spiegel 2005 berichtet hatte.

Auch das Coronavirus hat Superverbreiter

Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts tauchten Superverbreiter auf, als eine einzige Frau 51 Personen mit der Infektionskrankheit Typhus ansteckte. Während des grossen Sars-Ausbruchs waren die meisten Patienten wenig infektiös. Ein paar Superverbreiter infizierten hingegen jeweils mindestens 10 weitere Personen.

Strassen China
Auch an chinesischen Strassen werden nun Fieber-Checks gemacht. - EPA

Das Coronavirus kennt schon mindestens einen Superverbreiter. Ein englischer Geschäftsmann steckte auf einer Reise mindestens elf weitere Personen an.

Ein weiterer möglicher Fall eines Superverbreiters ist ein Geschäftsmann aus Wuhan, der dieselbe Konferenz in Singapur besuchte wie der englische Geschäftsmann. Eine grosse Anzahl weiterer Teilnehmer der Konferenz seien ebenfalls in Singapur mit dem Coronavirus infiziert worden.

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