Nach Zürich: Rüsten sich Sanitäter schweizweit gegen Waffen?

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Bern,

Zürich stattet Rettungskräfte künftig mit kugelsicheren Westen aus. Auch in Basel und Bern haben es Sanitäter mit Gewalt zu tun.

Ambulanz
Zwei Mitarbeitende der Berner Sanitätspolizei heben eine Tragbahre aus einem Rettungswagen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kürzlich wurde bekannt, dass Zürcher Sanitäter neu mit Schutzwesten ausgerüstet werden.
  • In Basel und Bern ändert sich diesbezüglich vorerst nichts.
  • Die Berner Rettungskräfte sehen sich vermehrt mit Pöbeleien konfrontiert.

Schutz und Rettung Zürich (SRZ) stattet seine Einsatzkräfte in Zukunft mit schuss- und stichsicheren Westen aus. In der grössten Stadt der Schweiz ist die Wahrscheinlichkeit von dynamischen Risiko-Einsätzen in den letzten Jahren gestiegen. Sind solche Massnahmen in anderen Städten ebenfalls nötig?

Klar ist: Nicht nur in Zürich kommt es immer wieder zu Gewalt gegen Rettungskräfte. Erst im Mai wurden zwei Sanitäter in Bern während eines Einsatzes von zwei Personen angegriffen und verletzt. Sie mussten ins Spital gebracht werden.

Der Berner Sicherheitsbeauftragte Reto Nause kämpft schon länger für eine Verschärfung der Strafnorm bei Gewalt und Drohungen gegen Beamte. Er glaubt, eine entsprechende Gesetzesanpassung auf Bundesebene würde zur Abschreckung dienen.

Eigenschutz an erster Stelle

«In Bern gibt es eine Spezialeinheit, die polizeilich begleitet wird und immer dann zum Einsatz kommt, wenn mit dem Gebrauch von Schusswaffen gerechnet wird», so Nause. Also etwa bei Amokläufen, Geiselnahmen oder Banküberfällen. «In dieser Einheit tragen die Rettungskräfte Schutzwesten.»

Bern
Auf der Grossen Schanze in Bern wurden im Mai zwei Sanitäter verletzt. - Keystone

Normalerweise sind die Berner Rettungskräfte allerdings ohne kugelsichere Westen im Einsatz, da sie sehr schwer sind und laut Nause bei der Arbeit eine gewisse Behinderung darstellen würden. Er betont: «Eigenschutz steht bei der Rettung an oberster Stelle. Wenn eine Situation für die Einsatzkräfte gefährlich wird, gilt es, sich zurückzuziehen.»

In Bern sehen sich die Rettungskräfte vermehrt mit Pöbeleien und Beschimpfungen konfrontiert, so der Sicherheitsbeauftragte. Körperliche Gewalt sei allerdings eher selten. Nause erklärt: «Es kam schon vor, dass Rettungswagen mit Flaschen beworfen wurden oder dass zu rettende Personen um sich schlugen und traten.»

Schutzwesten in Basel «kein Thema»

Auch in Basel gab es im Frühling einen ähnlichen Vorfall wie der Angriff auf Einsatzkräfte in Bern: Nach dem Fussball-Cupfinal Mitte Mai attackierten Unbekannte Polizisten und Sanitäter. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt, die Rettungskräfte blieben allerdings unversehrt.

Martin Schütz, Sprecher der Rettung Basel-Stadt, erklärte gegenüber Nau, dass dort die Anschaffung von Schutzwesten derzeit kein Thema sei. Aber: «Selbstverständlich bleiben wir aufmerksam und verfolgen die Entwicklungen oder Erfahrungen andernorts.»

Sanität
Ein Mitarbeiter der Sanität Basel-Stadt. - Keystone

Es komme zwar auch in Basel vor, dass Mitarbeitende der Sanität oder der Feuerwehr verbalen oder tätlichen Angriffen ausgesetzt seien. «Das sind bislang aber Einzelfälle, und in vielen dieser Fälle handelt es sich um angetrunkene Patienten.» Bei den Ordnungsdienst-Einsätzen würden Mitarbeitende nie ohne Schutz der Polizei in den Einsatzraum gehen.

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