Nachfrage nach psychologischer Unterstützung steigt weiter an
Die Nachfrage nach psychologischer Unterstützung ist in der zweiten Covid-19-Welle gestiegen. Das zeigt eine Umfrage der psychologischen Berufsverbände.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Nachfrage nach psychologischer Unterstützung ist weiter gestiegen.
- Die Mehrheit der Psychologen müssen laut Umfrage Anfragen aus Kapazitäten-Mangel abweisen.
- Die Symptome bei Patienten haben sich während der Pandemie verschlimmert.
Die psychische Belastung hat in der zweiten Covid-19-Welle deutlich zugenommen, wie die drei Berufsverbände Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP), Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (ASP) und Schweizerischer Berufsverband für Angewandte Psychologie (SBAP) am Donnerstag gemeinsam mitteilten.
Die Berufsverbände führen das auf die hohe Nachfrage für Therapien zurück. Rund 60 Prozent der 1700 befragten Psychologinnen und Psychologen gaben an, dass die Auslastung seit September 2020 noch einmal zugenommen hat. Dabei müssen laut Umfrage zwei Drittel regelmässig Anfragen aus Mangel an Kapazitäten abweisen.
Fast 90 Prozent der Befragten sagten, dass sich die Problemstellungen und Symptome ihrer Patienten während der Pandemie verschlimmert haben, beziehungsweise neue Probleme und Symptome entstanden sind. Die meist genannten Symptome waren Depressionen, Angst- und Zwangserkrankungen, Probleme in der Familie und in der Paarbeziehung sowie Probleme am Arbeitsplatz und in der Schule. 22 Prozent berichteten von einer gestiegenen Suizidalität.
Berufsverbände fordern Beseitigung Versorgungslücken und Zugangshürden
«Besonders besorgniserregend» finden die Berufsverbände, wenn psychisch kranke Menschen aus finanziellen Gründen keine Therapie machen können. Die Berufsverbände fordern deshalb erneut, dass bestehende Versorgungslücken und Zugangshürden beseitigt werden: Ambulante Psychotherapie müsse für alle zugänglich sein und von der Grundversicherung bezahlt werden, sofern sie ärztlich angeordnet sei.
Ein entsprechender Vorschlag für ein Anordnungsmodell liegt beim Bundesrat. «Wir erwarten nun, dass der Bundesrat schnell handelt», lässt sich Christoph Adrian Schneider, Präsident der SBAP, zitieren. Es dürfe nicht sein, dass Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden, aus finanziellen Gründen auf eine notwendige und erwiesenermassen wirksame Therapie, die hohe Folgekosten für die Allgemeinheit verhindern kann, verzichten müssten.