Palästina-Zoff in Berner Kulturszene artet aus

Redaktion
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Bern,

In einem anonymen Schreiben wird Antisemitismus in der Berner Kulturkommission beklagt. Die Vorwürfe haben es in sich.

Palästina
Das Archivbild zeigt eine Pro-Palästina-Demo in Bern: Auch in der Berner Kulturkommission sorgt der Konflikt für Kontroversen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Konflikt zwischen Israel und Palästina spaltet die Berner Kulturkommission.
  • Ein Kommissionsmitglied beleidigte andere Mitglieder übel.
  • Die Stadt Bern prüft nun die Vorfälle.

Der Gaza-Krieg spaltet die Stadtberner Kulturkommission. Insbesondere gegenüber Kulturschaffenden, die sich für das Existenzrecht Israels aussprechen, herrscht offenbar eine angespannte Atmosphäre.

Dies geht aus einem anonymen Brief an einen Stadtrat hervor, der von einer Gruppe «schweizerischer und jesidisch-kurdischer Künstlerinnen» verfasst wurde. Über den Vorfall berichtet am Freitag die «Berner Zeitung».

Dabei geht es nicht um private Angelegenheiten. Denn die 40-köpfige Kommission besteht aus Mitgliedern aller kulturellen Bereiche und entscheidet über Förderbeiträge für kulturelle Projekte.

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Die Mitglieder werden vom Gemeinderat gewählt und können auch von diesem wieder ausgeschlossen werden.

Laut dem Schreiben wurden 75 Prozent der Projekte aus identitären Gründen abgelehnt. Einige Kommissionsmitglieder sollen andere einschüchtern. Und die Künstlergruppe spricht von physischen sowie psychischen Angriffen.

Zudem herrsche Unsicherheit über die Weitergabe vertraulicher Informationen.

Besonders im Fokus steht dabei ein Kommissionsmitglied: Dino Dragić-Dubois, Teil des Leitungsteams des Clubs Kapitel im Bollwerk, soll auf Instagram Hasskommentare verbreitet haben.

Kommissionsmitglied äussert sich antisemitisch

Eines der Opfer dieser Hasskommentare war Jürg Halter, ein Berner Kulturschaffender. Auf Instagram bezeichnete Dragić-Dubois Halter als «grusigen Genozidverherrlicher» und fügte hinzu: «Figg di».

Dies war eine Reaktion auf ein Interview mit Halter, in dem er sagte: «Ich spüre weder bei der SVP noch bei der SP eine Bereitschaft, dem Antisemitismus in den eigenen Reihen entgegenzutreten.»

Auch die jüdische Künstlerin und Filmemacherin Marina Belobrovaja wurde von Dragić-Dubois kritisiert.

Das Kommissionsmitglied reagierte heftig auf einen Kommentar von Belobrovaja unter einem Video des Zürcher Kunstraums «Die Diele».

Das Video zeigte eine Performerin mit einem T-Shirt, das die Umrisse Palästinas ohne die Grenzen Israels abbildet.

Belobrovaja schrieb: «Ich hätte mir etwas mehr Komplexität und Differenziertheit gewünscht.» Daraufhin kommentierte Dragić-Dubois: «Israhell» sei «mit Nazi-Geldern aufgebaut».

Und: Israel habe als «rassistisches, imperialistisches, westliches Kolonialprojekt» nichts auf der Landkarte der Welt zu suchen. Belobrovajas Kommentar sei «widerlich», so Dragić-Dubois.

Stadt Bern klärt Vorwürfe ab

Die Berner Stadtpräsidentin Marieke Kruit von der SP bestätigt die Antisemitismus-Vorwürfe im Zusammenhang mit der Arbeit der Kulturkommission. Man nehme diese ernst und kläre sie sorgfältig ab, sagt sie der «Berner Zeitung».

Dass aber Projektbeiträge wegen «identitären Argumenten» verweigert würden, streitet sie ab.

Marieke Kruit
Marieke Kruit (SP) bestätigt die Vorwürfe. - keystone

Und was sagt Dino Dragić-Dubois?

Die Person hat ihr Instagram-Profil auf privat gestellt. Auf Anfrage der Zeitung schickt Dragić-Dubois eine Stellungnahme, in der es heisst: «Grundsätzlich stehe ich zu den von mir vertretenen Positionen.»

Doch: Dragić-Dubois bereue es, sich in der Vergangenheit in der Ausdrucksweise vergriffen zu haben. «Und durch genannte Formulierungen in Kauf genommen habe, möglicherweise Menschen damit zu verletzen.»

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