Pegasus veröffentlichen musikalische Bandbiografie
Am Freitag veröffentlicht die Bieler Band Pegasus «Unplugged». Ein Album, das ein Rückblick auf die 20-jährige Bandgeschichte und eine Rückbesinnung auf die Freundschaft sein sollte - und nun in vielerlei Hinsicht zum Album der Stunde wurde.
Das Wichtigste in Kürze
- «Unplugged» könnte ebenso gut «Covid-19» heissen.
Das akustische Best-of-Album, das Pegasus-Hits wie «Last Night On Earth», «Skyline» oder «Rise Up (Black Dog)» enthält, hätte im November 2020 erscheinen und am gleichen Wochenende mit einem Konzert zur Wiedereröffnung des Zürcher Hallenstadions nach Pandemie-bedingter Schliessung gefeiert werden sollen. Die Entwicklungen machten einen Aufschub unumgänglich.
«Und wir dachten, im neuen Jahr sei dann alles wieder einigermassen gut - und jetzt erscheint 'Unplugged' zum Auftakt eines erneuten Shutdowns», sagt Pegasus-Frontmann Noah Veraguth im Gespräch mit Keystone-SDA. Vom Nachholkonzert vom 21. Mai will er sich erst gar kein Bild machen.
Dabei ist schon der Ort der «Unplugged»-Uraufführung ein «Symptom dieser Zeit», so Veraguth. Abgesehen davon, dass es für die Band eine «riesige Ehre» sei, ihr neuestes Werk in einer so grossen Halle zu präsentieren, erfülle das Hallenstadion vor allem auch praktische Zwecke. Denn es hat viele Eingänge und genügend Platz, um möglichst viele Leute so aufzuteilen, dass vorgegebene Distanzregeln eingehalten werden können. Ursprünglich seien aber Shows in kleineren, intimeren Häusern angedacht gewesen. «Unter einem Unplugged-Konzert stellt man sich ja eher Chalet, Cheminée, Chai-Tee vor.»
Dass Pegasus ein Unplugged-Album veröffentlichen würden, stand also schon vor dem Corona-Jahr fest. Es sollte eine Art musikalischer Rückblick auf zwanzig Bandjahre und noch viel längere Freundschaften, als Zusammenfassung der bekanntesten Songs werden.
«Mittlerweile passt das Album besser in die Aktualität hinein, als wenn es zu normalen Zeiten erschienen wäre», sagt der Sänger. Denn viele Leute würden die ruhige Zeit nutzen, um «ihre Vergangenheit zusammenzufassen, alte Tagebücher hervorzuholen und Chronologien zu erstellen». Solche Dinge lägen derzeit einfach in der Luft.
Auch Pegasus haben sich solchen Aufräumarbeiten gewidmet. Auf ihren Social Media-Kanälen sind seit Tagen alte Fotos zu sehen. Bilder, die neben Noah Veraguth die weiteren Bandmitglieder, Bassist Gabriel Spahni, Schlagzeuger Stefan Brønner und Gitarrist Simon Spahr, als Kinder und Jugendliche zeigen.
Letzterer ist im vergangenen Jahr nach einer vierjährigen Pause zu der Band zurückgekehrt. «Ich bin so glücklich, dass Simon zurückgekommen ist», sagt Veraguth. Mit einem solchen Album zu dritt im Hallenstadion aufzutreten, wäre für ihn fast unvorstellbar gewesen. «Er ist Teil davon», Teil der ganzen Pegasusgeschichte.
Und ja, Noah Veraguth ist aufgeregt, wenn er an das anstehende Konzert denkt. Aufzutreten sei für ihn «wie ein Muskel», und dieser müsse nach einer so langen Pause erst wieder trainiert werden. Die letzte Live-Show vor grossem Publikum liegt mehr als ein Jahr zurück.
Dazu kommt, dass der 33-Jährige in den letzten Monaten kaum Musik gemacht hat. «Viele haben sicher das Gefühl, wir hätten uns im Studio eingebunkert oder so.» In Wahrheit habe er seine Zeit - abgesehen von den «Unplugged»-Aufnahmen - mit anderen Dingen verbracht.
Selten mit Einkaufen, wie er sagt, weshalb die jüngsten Bundesratsbeschlüsse für ihn nicht viel verändern. Viel mehr, als dass die Massnahmen seinen persönlichen Alltag einschränken, stellt der Musiker eine zunehmende Spaltung der Bevölkerung fest.
Und er ist sich sicher, dass sich die Menschheit nach der Pandemie schneller von den physischen als von den psychischen Beschwerden erholen wird. «Und die Musik wird sicher eine heilende Kraft sein», so Veraguth. «Und Konzerte oder überhaupt kulturelle Erlebnisse die Versöhnung.»