Pflegepersonen protestieren in der ganzen Schweiz
Auch in der Schweiz protestierten am heutigen Tag der Pflege Frauen und Männer in verschiedenen Städten. Sie fordern unter anderem mehr Lohn und mehr Personal.
Das Wichtigste in Kürze
- Am heutigen Tag der Pflege protestierten Pflegepersonen in der ganzen Schweiz.
- Sie fordern unter anderem mehr Lohn und mehr Personal.
- Auch die Umsetzung der Pflegeinitiative ist Thema.
Mehrere Hundert Pflegepersonen sind am Mittwoch in verschiedenen Städten der Schweiz auf die Strasse gegangen. Sie forderten am Internationalen Tag der Pflege unter anderem mehr Lohn und mehr Personal. Dies nach einem wegen der Corona-Pandemie besonders intensiven Jahr.
In Basel zählte eine Reporterin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am frühen Mittwochabend rund 400 Menschen am «Walk of Care». Dieser wird jedes Jahr am 12. Mai in vielen Ländern der Welt unternommen.
In Zürich und Bern versammelten sich am Nachmittag rund 100 Personen in Schaffhausen geschätzte 120. Der Tag wurde unter dem Motto «Applaus ist nicht genug» in elf Schweizer Städten begangen.
Umsetzung der Pflegeinitiative gefordert
Die Pflegenden stellten gemeinsam mit der Gewerkschaft Unia vier Forderungen:
• Einen verstärkten Gesundheitsschutz über die Pandemie-Zeit hinaus
• Höhere Stellenschlüssel und mehr Lohn
• eine solidarische und faire Pflegefinanzierung
• Die Umsetzung der Pflegeinitiative
Es brauche endlich mehr Respekt und Anerkennung für den mehrheitlich weiblichen Beruf der Pflegefachperson. Dies schreibt die Gewerkschaft Unia in einer Mitteilung. Die Löhne entsprächen in keiner Weise der hohen Verantwortung und der täglichen Leistung, die die Pflegenden tragen und erbringen.
Bundesräte danken Pflegepersonal
In einer Ansprache am virtuellen Kongress des Schweizerischen Berufsverbandes der Pflegefachpersonen (SBK) dankte Bundespräsident Guy Parmelin dem Pflegepersonal. Dies für den grossen Einsatz während der Corona-Pandemie.
Er räumte ein, dass die Rahmenbedingungen für den Berufsstand unter die Lupe genommen werden müssten: insbesondere der Mangel an Personal, Fragen der Entlöhnung und die Arbeitsbedingungen.
Schon am frühen Morgen hatte Gesundheitsminister Berset auf Twitter festgehalten: Schon immer leisteten Pflegende «Gewaltiges - und seit über einem Jahr erst recht».
Ein drohender Massenexodus von Pflegefachpersonen war das zentrale Thema des Internationalen Tages der Pflege. Auch in der Schweiz müssten sich die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals verbessern, schrieb der SBK in einer Mitteilung.
Personal-Mangel in Pflege nimmt nicht ab
Auch in der Schweiz mehrten sich die Hinweise, dass die Berufsausstiegsquote nach der Corona-Pandemie zunehmen wird.
Schon vorher sind laut SBK-Geschäftsführerin Yvonne Ribi fast die Hälfte der ausgebildeten Pflegefachpersonen aus dem Beruf ausgestiegen. Viele vor ihrem 35. Geburtstag. Dabei fehlen laut SBK bis 2030 rund 65'000 zusätzliche Pflegende.
Mindestens 2700 Pflegefachpersonen starben nach Angaben des International Council of Nurses (ICN) weltweit an oder mit dem Coronavirus. Wie hoch die Zahl in der Schweiz ist, konnte Ribi gegenüber Keystone-SDA nicht sagen.
Allerdings seien rund 5000 Gesundheitsfachpersonen mit dem Virus infiziert worden, und rund 300 mussten ins Spital eingewiesen werden.
Bundesrat lehnt Pflegeinitiative ohne Gegenvorschlag ab
Das Pflegepersonal kämpft schon länger für seine Anliegen, beisst aber mehr oder weniger auf Granit. Immerhin war das Eidgenössische Parlament den Vertretern der Pflegeinitiative im März mit einem indirekten Gegenvorschlag auf halbem Weg entgegengekommen.
Kern des Gegenvorschlags ist eine Ausbildungsoffensive. Deren Kosten belaufen sich für den Bund auf 469 Millionen Franken. Mehr Lohn soll es aber nicht geben, dies sei Sache der Sozialpartner.
Der Bundesrat lehnt die Pflegeinitiative ohne Gegenvorschlag ab. Aus seiner Sicht genügt der bestehende Verfassungsartikel zur medizinischen Grundversorgung, um die Pflege zu stärken. Die Initiative wird in der Sommersession fertig behandelt.