Extinction Rebellion: «Gemässigte wenden sich von Klimabewegung ab»
Die ganze Woche über waren die Aktivistinnen und Aktivisten von Extinction Rebellion in Zürich präsent. Erreicht haben sie wenig. Ein Politologe erklärt, warum.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Klimabewegung Extinction Rebellion hat diese Woche in Zürich protestiert.
- Unter anderem wurde der Strassenverkehr auf manchen Strassen blockiert.
- Politologe: «Je kleiner Bewegungen werden, desto extremer werden sie.»
Sie wollten ein Zeichen setzen, endlich etwas bewegen. Das Ergebnis der einwöchigen Protestaktion von Extinction Rebellion in Zürich ist bis jetzt aber ernüchternd: Der geforderte Klimanotstand wurde nicht ausgerufen.
Seit Montag protestieren Klimaaktivistinnen und -aktivisten auf den Strassen Zürichs. Den Sitzstreik beendeten sie auch am Donnerstag erst, als Polizeibeamte sie einzeln wegtrugen.
«Solche Aktionen sind fast immer kontraproduktiv», erklärt Michael Hermann gegenüber Nau.ch. Er ist Politologe und Geschäftsführer des Meinungsforschungsunternehmens Sotomo.
Ausschlaggebend für die Zielerreichung solcher Gruppierungen sei die Grösse und Breite, welche sie erreichen könnten. Extinction Rebellion selber würden zu wenig Wert auf diese beiden Faktoren legen. «Sie streben eine Mitglieder-Quote von 3,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung an. Dies würde gemäss Extinction Rebellion ausreichen, um etwas zu bewirken», sagt Hermann.
Das wären dann 300'000 Schweizerinnen und Schweizer. «Die gesamte Bewegung konnte dieses Ziel aber nicht erreichen. Heute sind es nur noch ein paar Hundert Aktivistinnen und Aktivisten», sagt Hermann.
Je kleiner, desto extremer
Je kleiner die Bewegungen werden, desto extremer werden sie, erklärt der Politologe. So komme es vermehrt zu illegalen Handlungen. Diese würden zwar Aufmerksamkeit ernten, ein Umdenken finde deswegen aber nicht statt.
«Die Gemässigten wenden sich ab. Extremismus diskreditiert die ganze Bewegung», so Hermann.
Ähnliches sei es auch bei der Bewegung der Corona-Kritiker sichtbar. «Es entsteht Frust, das ist verständlich. Den Extremismus rechtfertigt es allerdings nicht», warnt Hermann. Doch was braucht es wirklich, damit sich in Sachen Klima etwas verändert?
«Das Handeln jeder Einzelperson hat auf das Klima minimalste Auswirkungen. Es braucht unglaublich viele Menschen, die sich verändern», so der Politologe. Doch oft sei es bequemer, nichts zu machen, als etwas zu verändern. Daher sieht Michael Hermann auch die Wirtschaft und Politik in der Verantwortung.
«Es braucht entweder technologische Innovationen oder Weichenstellungen von grossen Wirtschaftsnationen wie etwa China oder den USA.» Würden etwa Verbrennungsmotoren boykottiert, seien die Hersteller zum Umdenken gezwungen.