Preis-Schock: «Manche Mieter müssen Wohnsituation überdenken»
Dieses Jahr dürften die Mieten für viele Schweizerinnen und Schweizer deutlich ansteigen. Eine Expertin erklärt, mit wie viel man rechnen sollte.
Das Wichtigste in Kürze
- Experten rechnen dieses Jahr mit einer Erhöhung des Referenzzinssatzes.
- Dadurch würden auch die Mieten vieler Schweizerinnen und Schweizer ansteigen.
- ZKB-Expertin Ursina Kubli erklärt, auf was sich Mieter einstellen müssen.
Die Mieten dürften in der Schweiz auch 2023 weiter steigen. Experten der Raiffeisen rechnen mit einer Erhöhung des Referenzzinssatzes am 1. Juni. Einige Monate später könnten Vermieter dann die Mietzinse erhöhen. Andere Finanzinstitute erwarten den Anstieg erst später im Jahr.
So oder so, Mieterinnen und Mieter müssen sich wappnen. «Sie sollten sich aufgrund der gestiegenen Energiepreise generell auf höhere Kosten einstellen», erklärt Ursina Kubli. Bei Nau.ch erklärt die Leiterin Immobilienresearch bei der Zürcher Kantonalbank, mit wie viel Zunahme gerechnet werden muss.
«Bei Mietverträgen, die auf einem Referenzzinssatz von 1,25 Prozent basieren, können die Mieten mit jedem Zinsschritt um drei Prozent erhöht werden», sagt sie. Zusätzlich dürfen die Vermieter 40 Prozent der Teuerung verrechnen.»
Beispiel: Bald 2130 statt 2000 Franken Miete
Das bedeutet zum Beispiel für einen Mieter in Zürich, der seit Vertragsabschluss im Jahr 2020 derzeit 2000 Franken Miete zahlt: Wegen der Erhöhung des Referenzzinssatzes von 1,25 auf 1,5 Prozent wird die Miete um drei Prozent (60 Franken) erhöht. Dazu kommen 40 Prozent der Teuerung, die gegenüber 2020 bei rund fünf Prozent liegt. Das bedeutet also eine Erhöhung um rund zwei Prozent (40 Franken).
Zuletzt dürfen Vermieter jährlich eine allgemeine Kostensteigerung von 0,5 Prozent verrechnen. Bei 0,5 pro Jahr für die drei Jahre seit Vertragsabschluss macht das 1,5 Prozent (30 Franken). Insgesamt könnte der Zürcher Mieter also bald 130 Franken Nettomiete zusätzlich zahlen, also 2130 Franken statt 2000 Franken.
«Davon werden knapp die Hälfte der Mietverträge betroffen sein», erklärt Kubli. Und bei den Erhöhungen ist kein Ende in Sicht. «Wir erwarten vier weitere Zinsschritte in den kommenden vier Jahren», sagt die Expertin.
Gefragte Wohnorte wohl am stärksten betroffen
Dies könnte für viele Schweizerinnen und Schweizer schwere Folgen haben. «Es ist nicht auszuschliessen, dass gewisse Mieter ihre Wohnsituation überdenken müssen», meint Kubli. Jedoch liessen sich die Mieterhöhungen vor allem dort durchsetzen, wo die Nachfrage – sprich: die Wohnungsnot – am grössten ist.
In Gemeinden mit vielen leerstehenden Wohnungen hätten «Vermieter oftmals ein Interesse an bestehenden Mietverhältnissen», so Kubli. Auf dem Land dürfte der Miet-Hammer also weniger heftig zuschlagen als in den grossen Städten.