Presserat rügt Blick online nach Glarner-Beschwerde
Eine Beschwerde von SVP-Nationalrat Andreas Glarner gegen Blick online wurde vom Presserat teilweise gutgeheissen.
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Der Presserat hat eine Beschwerde von SVP-Nationalrat Andreas Glarner (AG) gegen Blick online teilweise gutgeheissen. Das Online-Portal habe in seinem Artikel «SVP-Glarner hetzt gegen Gender-Tag an Schule in Stäfa ZH» das Prinzip der Anhörung des Kritisierten verletzt.
Im Mai 2023 hatte Glarner auf dem Kurznachrichtendienst X eine Einladung einer Schule in Stäfa ZH zu einem geplanten obligatorischen Gender-Tag – inklusive Namen und Telefonnummern – veröffentlicht und dabei die Entlassung der Schulleitung gefordert. In der Folge publizierte Blick online den besagten Artikel und eine Reihe weiterer Berichte dazu.
Zu Wort kamen darin Behördenmitglieder und Politikerinnen und Politiker, aber nicht Glarner selber. Dieser reichte deshalb beim Presserat eine Beschwerde gegen den «Blick» beziehungsweise dessen Online-Ausgabe ein. Er argumentierte, das Medium habe gegen ihn eine Kampagne gefahren und ihn nicht zu Wort kommen lassen.
«Blick» fordert Abweisung der unbegründeten Beschwerde von Glarner
Der «Blick» verlangte Nichteintreten beziehungsweise Abweisung der Beschwerde. Glarner habe seine Beschwerde nicht begründet und die Redaktion befürchte, dass aufgrund der «notorischen Klagefreude» des Beschwerdeführers eine Stellungnahme des Presserates in einem späteren gerichtlichen Verfahren genutzt werden könne.
Wie der Presserat am Mittwoch mitteilte, ist diese Befürchtung aber kein Argument für ein Nichteintreten. Das Wort «hetzen» impliziere ein «gravierendes Fehlverhalten» und deshalb hätte der «Blick» Glarner die Möglichkeit zu einer Stellungnahme einräumen müssen. Er habe damit die journalistische Pflicht gemäss der Richtlinie «audiatur et altera pars» verletzt.
Nicht beanstandet wird hingegen die Fülle der Artikel innerhalb von zwei Wochen. Ein nationaler Politiker müsse damit rechnen, «dass sich die Medien über eine gewisse Zeitspanne hinweg und aus verschiedenen Perspektiven mit ihm befassen», schreibt der Presserat in seinem Entscheid.