Psychische Gewalt gegen Kinder nimmt zu
Jedes fünfte Kind in der Schweiz erfährt regelmässig psychische Gewalt. Die Zahlen zeigen: Psychische Misshandlung nimmt zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Jedes fünfte Kind erlebt in der Schweiz psychische Gewalt.
- Das ist eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Die physische Misshandlung ging zurück.
- Ein klassisches Beispiel für psychische Gewalt: Dem Kind drohen, es auszusetzen.
Der Kinderschutz Schweiz startet am Montag eine Kampagne, um auf die Auswirkungen psychischer Misshandlung aufmerksam zu machen. Im Auftrag von Kinderschutz Schweiz befragte die Universität Freiburg 1264 Eltern zur Anwendung psychischem Missbrauch in der Erziehung.
Zwar werden körperliche Misshandlungen laut der Studie weniger, die psychische Gewalt nimmt aber zu, berichtet SRF. Dieser Anstieg sei in den letzten zwei Jahren zu beobachten. Der Grund dafür sei Stress und Druck aufseiten der Eltern, erklärt Regula Bernhard-Hug, Geschäftsleiterin von Kinderschutz Schweiz.
Kinder, die unter regelmässig angewendeter psychischer Gewalt leiden, haben ein stark erhöhtes Risiko für Depressionen und Lernstörungen. Auch aggressives und gewalttätiges Verhalten oder Bindungsstörungen seien häufiger, teilte der Kinderschutz am Montag mit.
Von psychischer Gewalt werde gesprochen, wenn Eltern absichtlich Macht und Einfluss ausüben. Sie würden bestimmte Verhaltensweisen zeigen, die nicht zum Verhalten des Kindes und zur Situation passen, hiess es weiter. Das Kind empfinde die Reaktion als persönlichen Angriff und fühle sich zurückgewiesen, wertlos und ausgeliefert.
Psychische Gewalt an Kindern: «Ich setze dich aus»
Beispiele für psychische Misshandlungen seien unter anderem solche Sprüche, erklärt eine die Geschäftsleiterin von Kinderschutz Schweiz gegenüber SRF: «So habe ich dich nicht mehr lieb. Ich setze ich dich aus. So lasse ich dich nicht mehr in die Wohnung.»
Neben der Kampagne «Es gibt immer eine Alternative zur Gewalt» stehe auch die Verankerung der gewaltfreien Erziehung im Zivilgesetzbuch bevor. Der Nationalrat werde voraussichtlich in der Frühjahrssession 2025 über den Vorschlag des Bundesrats abstimmen. Danach geht das Geschäft in den Ständerat.
Der Bundesrat anerkennt, dass nebst körperlicher Misshandlung auch psychischer Missbrauch keinen Platz in der Erziehung haben darf.