Gewalt

Hälfte der Kinder in der Schweiz erleben elterliche Gewalt

Simon Binz
Simon Binz

Fribourg,

Laut einer Befragung der Universität Freiburg erleben fast 50 Prozent aller Kinder in der Schweiz zu Hause körperliche und/oder psychische Gewalt.

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Viele Schweizer Kinder erleben zu Hause körperliche und/oder psychische Gewalt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fast die Hälfte der Schweizer Kinder erlebt physische und/oder psychische Gewalt zu Hause.
  • Das hat eine Befragung von 1013 Eltern durch die Universität Freiburg ergeben.
  • Kinderschutz Schweiz will das Recht auf gewaltfreie Erziehung in einem Gesetz verankern.

Die Universität Freiburg hat im Auftrag von Kinderschutz Schweiz bei 1013 Eltern eine Umfrage durchgeführt und Zahlen erhoben zu körperlichen und psychischen Gewaltanwendung in der Kindererziehung. Die Ergebnisse zeigen laut einer Medienmitteilung, dass Gewalt in der Erziehung zum Alltag gehört.

Knapp 40 Prozent haben demnach schon einmal eine Körperstrafe gegenüber ihrem Kind angewendet. Unter den verschiedenen Gewalthandlungen seien «Schläge auf den Hintern» mit rund 15 Prozent am häufigsten praktiziert worden, heisst es.

Sollte das Recht auf gewaltfreie Erziehung im Zivilgesetzbuch verankert werden?

Weiter hätten rund elf Prozent der Eltern ihr Kind schon in Bestrafungssituationen gestossen und rund fünf Prozent der Befragten hätten ihr Kind schon gerüttelt.

In einem Beitrag der «Tagesschau» äussert sich Kinder- und Jugendpsychiater Olivier Bike-Hensch zu der Körperstrafe «Schütteln» und warnt: «Das ist etwas, was das Kleinkindgehirn und den Säuglingskörper erheblich schädigen kann.»

«Eltern fühlten sich geärgert oder provoziert»

Wie es in der Mitteilung von Kinderschutz Schweiz weiter heisst, werden auch häufig psychische Strafen eingesetzt. Fast 30 Prozent der befragten Eltern gaben an, ihre Kindern schon einmal mit Worten wehgetan oder sie heftig beschimpft zu haben. Rund 12 Prozent haben ihr Kind demnach schon einmal erniedrig oder lächerlich gemacht.

Die Befragung hat weiter ergeben, dass der Anlass für körperliche Erziehungsmassnahmen vielfältig ist. «Eltern fühlten sich geärgert oder provoziert, sie waren müde und mit den Nerven am Ende oder das Kind hat nicht gehorcht», schreibt Kinderschutz Schweiz.

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Rund die Hälfte aller Kinder in der Schweiz erlebt zu Hause körperliche und/oder psychische Gewalt. - Keystone

Die Stiftung möchte nicht nur das Recht auf gewaltfreie Erziehung im Zivilgesetzbuch verankern, sondern kämpft auch mit Sensibilisierungskampagnen und Präventionsangeboten gegen Gewalt in der Erziehung.

Offenbar mit Erfolg, denn die Einsicht der Eltern punkto Grenzüberschreitung in der Erziehung hat in den letzten fünf Jahren stark zugenommen. So sagen heute 8 von 10 Personen – das sind doppelt so viele wie noch 2017 – sie hätten ein schlechtes Gewissen wegen der erteilten körperlichen Strafen.

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