Psychologe: Müssen Kids zu früh in Kita, sprechen sie schlechter
Für viele ist die Kita heute ein wichtiger Alltags-Bestandteil. Aber Achtung: Die Kids lernen die Sprache am besten von ihren Eltern.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Psychologe warnt davor, dass Eltern ihre Kinder zu früh in die Kita schicken.
- Grundsätzlich gilt: Je früher sie in die Kita gehen, desto schlechter der Sprachgebrauch.
- Zu Hause ist es wichtig, dass Mama oder Papa sich nicht zu viel am Handy aufhält.
Ein Drittel aller Eltern in der Schweiz lässt sich bei der Erziehung von Profis helfen. 32 Prozent aller Kinder unter 13 Jahren gehen in die Kindertagesstätte. Oder bekommen anderweitige schulergänzende Betreuungsangebote. Das geht aus den Zahlen des Bundesamtes für Statistik BfS hervor.
Was für viele praktisch scheint, wird aber problematisch, wenn es zu früh geschieht, so der Schweizer Psychologe Allan Guggenbühl. «In Kitas oder Spielgruppen haben Kinder weniger Sprachförderung, weil sie da nicht die gleichen Interaktionen haben.»
Guggenbühl warnt: Je mehr Zeit ein Kind in der Kita verbringe, desto schlechter würde in der Regel die Sprache.
Am besten lernen die Kids zu Hause. «Kinder lernen die Sprache durch die Interaktion mit ihren Eltern, denn zu ihnen haben sie die stärkste Bindung.»
Aber auch hier gibt es Wichtiges zu beachten.
Eltern sollen bewusst handyfreie Zeiten einführen
Eltern sollten etwa darauf achten, dass sie nicht zu viel am Handy sind. Auch wenn dies nicht direkt einen Einfluss auf den Sprachgebrauch habe.
«Eltern sollten bewusst eine handyfreie Zeit haben. Das Handy sollte nicht überall präsent sein», so der Psychologe.
Denn: Für die Sprachentwicklung eines Kleinkindes sei es wichtig, dass die Eltern viel mit ihrem Kind sprechen. Es solle auch immer korrigiert werden dürfen, damit es die Sprache richtig lernt.
Eltern sind «Sprachvorbild»
Kinder- und Jugendpsychologe Phillip Ramming ist ähnlicher Meinung: «Kinder lernen zu sprechen, indem sie von ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten Sätze und Wörter aufschnappen. Die Eltern erklären ihren Kindern die Welt.» Die Erziehungsberechtigten seien also ein «Sprachvorbild» für ihre Sprösslinge, erklärt Ramming.
Aber: Seien die Eltern häufig unaufmerksam – wegen des Handys oder sonstigen Ablenkungen – fehle dem Kind ein Teil des Lernprozesses.
Allerdings soll man Eltern nicht voreilig verurteilen: «Es ist unfair, wenn man Eltern beurteilt, wenn man sieht, wie sie am Handy sind, während sie den Kinderwagen schieben.»
Es könne sein, dass sie am Morgen mit dem Kind gespielt haben und sich dann kurz mit ihren Freunden austauschen. «Solche Momentaufnahmen stellen nicht unbedingt die Realität dar.»
Erwachsene müssen Kinder beim Sprechen begleiten
Die Sprecherin des Schweizerischen Spielgruppen-LeiterInnen-Verband, Sabine Meili, hebt ebenfalls die Wichtigkeit der Eltern hervor.
Für die Sprachentwicklung «muss eine hohe Qualität der Interaktionen zwischen den Erwachsenen und Kindern gewährleistet sein. Erwachsene können Kinder dabei begleiten, Worte für ihr Empfinden und ihre Bedürfnisse zu entwickeln.»
Auch der Austausch zwischen den Kindern in einer Spielgruppe oder in der Familie sei sehr wichtig.