Psychotherapeut erklärt, dass sich Kurden im Stich gelassen fühlen

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Basel,

In Nordsyrien laufen die Angriffe gegen die Kurden. Seit US-Präsident Donald Trump das Militär abgezogen hat, eskaliert die Lage. Auch Schweizer Kurden leiden.

Geflüchtete
Laut UNHCR kehrten nach dem Umsturz nur 3000 Geflüchtete an die syrisch-türkische Grenze zurück. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Syrien-Offensive ist in vollem Gang. Trump hat die amerikanischen Truppen abgezogen.
  • Seither drohen die Kämpfe total zu eskalieren. Kurden bibbern um ihre Existenz.
  • Auch die Schweizer Kurden haben Angst. Ein Psychotherapeut erklärt, wieso.

Wenige Tage ist es her, seitdem US-Präsident Donald Trump die amerikanischen Truppen aus Syrien abgezogen hat. Heute Mittwoch nun startete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Offensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Nordsyrien. Bislang kamen laut Erdogan 109 kurdische Kämpfer ums Leben.

Die Kurden vor Ort fühlen sich von den USA – ihrem ehemaligen Verbündeten – im Stich gelassen. Und auch die Kurden in der Schweiz sind verunsichert, haben Angst um ihre Verwandten.

Angst, Wut, Trauer und Hilfslosigkeit

Wie sehr sie leiden, weiss Psychotherapeut Atilla Toptas. Er betreut in seiner Gemeinschaftspraxis viele kurdische Patienten. «Klar, kurdische und auch türkische Leute sind sehr besorgt», so Toptas. «Sie durchleben Angst, Wut und Trauer.» Vorherrschend sei aber vor allem ein Gefühl: Hilfslosigkeit.

Und genau das erstaunt nicht. Trump erklärt den Truppenabzug derweil mit einem bizarren historischen Vergleich. Einer der Gründe sei, dass die Kurden die USA nicht im Zweiten Weltkrieg unterstützt haben: «Sie haben uns beispielsweise nicht mit der Normandie geholfen.»

Psychotherapeut Atilla Toptas. - Facebook/atilla.toptas

«Die Leute fühlen sich im Stich gelassen.» Sie würden sich zwar kämpferisch zeigen, erlitten aber oft «ein kollektives Trauma über Generationen hinweg».

Schon lange sei die Furcht vor Erdogan spürbar gewesen, bereits beim Kampf gegen den Islamischen Staat IS. «Aber damals hatten die Kurden noch das Gefühl, die Welt solidarisiere sich mit ihnen», so Toptas.

Jetzt sei dies aber anders: «Die Offensive der türkischen Armee hingegen lässt sie traurig und wütend auf die Welt zurück – sie hat sie in ihrem Augen verraten.»

Militäroffensive der Türkei
Anwohner der Grenzstadt zu Syrien beobachten einen Konvoi türkischer Truppenfahrzeuge. - dpa

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