Eine Putzfirma fordert am Putztag plötzlich einen Aufschlag wegen mehr Drecks und setzt die Kunden unter Druck. Am Schluss ist die Wohnung dennoch nicht sauber
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Das Reinigungsunternehmen «Putzfreunde» steht wegen seiner Geschäftspraktiken in der Kritik. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Reinigungsfirma verlang am Putztag mehr Geld innert 15 Minuten.
  • Begründet wird es damit, dass die Wohnung schmutziger sei als angegeben.
  • Mehrere Kunden sagen, sie hätten bezahlt, die Wohnung sei aber sauber gereinigt worden.
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Zockt die Reinigungsfirma «Putzfreunde» ihre Kunden ab und nutzt deren Zeitdruck aus? Dies legt ein Bericht des SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» nahe.

So beauftragten Jaspar und sein WG-Kollege die Firma mit der Reinigung vor dem Umzug. Online gaben sie an, wie verschmutzt die Wohnung war, eine Besichtigung durch «Putzfreunde» gab es nicht. Die angenommene Offerte: Reinigung mit Abnahmegarantie für 2000 Franken.

Doch als das Personal dann vor Ort war, wurden plötzlich 1000 Franken mehr gefordert. Denn die Wohnung sei dreckiger als angegeben, was zu Mehraufwand führe. Der Betrag müsse innert 15 Minuten per Twint bezahlt werden. Die Reinigungsmitarbeiter deuteten an, dass sonst die Wohnung nicht am selben Tag geputzt wird.

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Eine Schweizer Putzfirma erstellt aufgrund von Angaben zur Verschmutzung Offerten.
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Am Putztag verlangt sie dann plötzlich mehr Geld.
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Mehrere Kunden klagen, die Firma habe das Geld innert 15 Minuten gefordert.
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Dennoch sei die Wohnung nicht genügend geputzt worden.

Jaspar aber stand unter Zeitdruck: Am Abend war die Abnahme, am nächsten Tag sollten die Nachmieter einziehen. Er und sein WG-Kollege bezahlten also den Aufschlag von 50 Prozent.

Doch auch die Abnahmegarantie wurde nicht eingehalten, die Wohnung war am Abend noch dreckig. Der Vermieter bot deswegen eine andere externe Firma auf. Die Kosten dafür mussten Jaspar und sein Mitbewohner tragen.

Dabei handelt es sich nicht um einen Einzelfall, wie «Espresso» berichtet: Michèle erging es gleich. Auch sie gab online den Verschmutzungsstand ihrer Wohnung an und erhielt eine Offerte über 1000 Franken. Während der Reinigung wurden weitere 490 wegen angeblich stärkerer Verschmutzung gefordert.

Wurdest du schon einmal von einer Firma abgezockt?

Michèle bezahlte, die Wohnung wurde dennoch nicht abnahmefertig geputzt. «Teils hatte ich das Gefühl, dass gar nicht geputzt wurde», sagt sie. Deshalb musste sie bei den Fenstern sogar noch selbst Hand anlegen.

Verband: Vorgehen ist nicht üblich

Für «Putzfreunde» gibt es auch Kritik von Allpura, dem Verband der Reinigungsunternehmen: Geschäftsführerin Karin Funk sagt, das Vorgehen sei nicht üblich. Normalerweise werde die zu putzende Wohnung angeschaut und erst dann eine Offerte erstellt. «Offeriert man eine Pauschale aufgrund einer Deklaration des Kunden, so gilt dieser Preis.» Man könnte dann nicht einfach Mehrkosten nachfordern.

«Putzfreunde» weist die Vorwürfe zurück, dass Nachzahlungen am Putztag zum Geschäftsmodell gehörten. Die Kosten würden immer vorab kommuniziert und vertraglich festgehalten. Nachzahlungen würden entstehen, wenn Zusatzleistungen erkannt und angefordert würden.

Die Fälle von Jaspar und Michèle sind aber nicht die einzigen: Bewertungen auf Google Maps und Facebook deuten darauf hin, dass es noch viele weitere Betroffene gibt.

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