Radikalisierung bei Corona-Skeptikern nimmt zu
Angriffe auf Gegendemonstranten und Politikerin am selben Tag: Die Szene der Corona-Skeptiker scheint sich zu radikalisieren. Experte Marko Kovic ordnet ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstag fanden gleich zwei Angriffe von Corona-Skeptikern statt.
- Dies könnte auf eine Radikalisierung der Szene deuten, warnt Experte Marko Kovic.
Bei der Einweihung eines Impfbusses in Gossau ZH wurde Natalie Rickli (SVP) angegriffen. Ein 44-jähriger Impfgegner hat die Gesundheitsdirektorin während des Anlasses mit einer Apfelschorle überschüttet.
Zu einem weiteren Angriff kam es während der Corona-Demo in Olten SO. Ein Skeptiker verletzte einen Gegendemonstranten mit einer Flasche am Kopf.
«Diese Übergriffe finde ich sehr besorgniserregend», schreibt Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic auf Anfrage. Man dürfe die Einzelfälle nicht überbewerten. «Aber diese zwei Übergriffe zeugen womöglich davon, dass die Radikalisierung in Corona-skeptischen Kreisen zunimmt.»
Radikalisierung wegen einseitiger, verzerrter und realitätsfremder Weltsicht
Den steigenden Druck auf die Ungeimpften lässt Kovic als Grund nicht gelten. «Erstens steigt der Druck faktisch nicht, und zweitens dürfen wir aus Tätern nicht Opfer machen.» Die Radikalisierung sei Folge der einseitigen, verzerrten und realitätsfremden Weltsicht gewisser corona-skeptischer Kreise. «Diese radikalen Corona-Skeptiker*innen sehen sich im Recht und glauben, für die gute Sache zu kämpfen.»
Kovic hofft, dass wir nun nicht mit mehr Angriffen rechnen müssten. Solche Angriffe passten überhaupt nicht zur politischen Kultur der Schweiz. «Aber es ist sicher nicht verkehrt, bei Veranstaltungen wie z.B. Protesten zu versuchen, frühzeitig zu deeskalieren.»
Dass auch Journalisten Zielscheibe von Angriffen werden könnten, zeige sich am Beispiel von Deutschland. Dort sei genau dies 2020 beobachtet worden. «Wegen aggressiver Corona-Skeptiker*innen gab es eine deutliche Zunahme an Angriffen auf Journalist*innen zu verzeichnen.»