Rätselhafte Baby-Fehlbildungen besonders im Kanton Waadt
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland sorgt sich um rätselhafte Fehlbildungen an den Händen von Neugeborenen.
- Auch in der Schweiz treten ähnliche Fälle auf.
- Am Unispital in Lausanne werden überdurchschnittlich viel Fehlbildungen behandelt.
Deutschland rätselt momentan über die Häufung von Baby-Geburtsfehlern. Innerhalb von 12 Wochen sind drei Säuglinge mit der gleichen Fehlbildung an den Händen zur Welt gekommen. Die Ursache ist nicht klar, vermutet wurde jedoch die Einwirkung von Umweltgiften.
In Frankreich gab es ähnliche Fälle: Um das Dörfchen Aim im Osten des Landes wurden zwischen 2009 und 2014 mindestens acht Fälle dokumentiert. Und auch in der Schweiz beschäftigt das Thema. Besonders in der Westschweiz.
Keine bekannten Häufungen in der Schweiz
Fachärztin Sevgi Tercanli von der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hat im letzten Jahr zwei Fälle selbst betreut. «Einen Zusammenhang bei derartigen Fehlbildungen zu erkennen, ist aufgrund der vielen möglichen Ursachen aber schwierig.»
Denn die Gründe für Fehlbildungen bei Kindern können vielfältig sein. Neben genetischen Ursachen können auch Eihaut-Abschnürungen oder Durchblutungsstörungen die pränatale Entwicklung beeinträchtigen, erklärt Tercanli.
Schlechte Medikamente oder Vergiftungen können ebenfalls schuld sein, allerdings gab es seit dem Cotergan-Skandal aus den 60er-Jahren nur noch sehr wenige bekannte Fälle. Damals führte das Beruhigungsmittel für Schwangere zu schweren Fehlbildungen bei Embryos im Mutterleib.
«In der Schweiz werden derartige Fehlbildungen der Arme und Hände bei Ungeborenen schon früh erkannt», sagt Tercanli. «Eltern und Kind werden hier vor und nach der Geburt eng von Spezialisten begleitet.»
Überdurchschnittlich viele Fehlbildungen im Waadt
Dasselbe beobachtet Raio Bulgheroni, stellvertretender Chefarzt Geburtshilfe am Inselspital Bern. Doch: «Verlässliche, nationalweite Daten fehlen auch in der Schweiz.»
Und doch lässt sich die Häufigkeit beziffern: Handfehlbildungen würden bei 10'000 Geburten in etwa drei bis vier Fällen auftauchen. Zudem hätte man europaweit in den letzten zehn Jahren eine Abnahme verzeichnet.
Brisant jedoch: «Am Universitätsspital Lausanne (CHUV) werden aber systematisch Fehlbildungen erfasst. Aus diesen Zahlen kann man entnehmen, dass im CHUV etwas mehr Extremitäten- und Handfehlbildungen gefunden werden als im europaweiten Schnitt.»