«Reale Bedrohung»: Schweiz probt den Schweinepest-Ernstfall
In Norditalien breitet sich die Afrikanische Schweinepest aus – nun bereitet sich die Schweiz mit Notfallübungen und Importverboten auf einen Ausbruch vor.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Afrikanische Schweinepest breitet sich in Europa weiter aus.
- In der Schweiz gab es bisher keine Fälle, doch die Behörden bereiten sich vor.
- Die grösste Gefahr kommt von Wildschweinen aus Italien und weggeworfenen Lebensmitteln.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich seit einigen Jahren immer weiter in Europa aus. Hierzulande gab es bislang noch keine Fälle – dennoch bereitetet sich die Schweiz auf eine Ausbreitung vor.
Martin Reist, Leiter für Tiergesundheit und Tierschutz beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), sagt gegenüber SRF: «Die Schweinepest stellt eine reale Bedrohung für die Schweiz dar.»
Die grösste Gefahr gehe von infizierten Wildschweinen aus Italien und vom Menschen selbst aus – etwa durch weggeworfene Lebensmittel.
Auch Mitte-Ständerat Fabio Regazzi warnt: «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Seuche in der Schweiz ankommt.»
Das Parlament hat beschlossen, im Ernstfall neben Tierhaltern auch Jäger, Schlachtbetriebe und Fleischverarbeiter finanziell zu unterstützen.
Virus bis kurz vor der Grenze nachgewiesen
Im Februar 2025 wurden bei Hausschweinen vor allem in Rumänien, der Ukraine und Südeuropa vereinzelte Fälle gemeldet.
Bei Wildschweinen war die Lage ernster: Polen meldete über 800, Deutschland rund 300 Fälle.
In Norditalien – nahe der Schweizer Grenze – treten immer mehr Infektionen auf, besonders im Piemont und der Lombardei.
«Die Gefahr für die Schweiz ist darum im Tessin und im südlichen Teil Graubündens am grössten», so Martin Reist.
Die Schweiz hat Importbeschränkungen für Schweine und Schweineprodukte aus betroffenen Gebieten erlassen.
Ausserdem werden Notfallübungen durchgeführt, um infizierte Kadaver schnell erkennen und sicher beseitigen zu können.
Daneben kann jede und jeder zur Vorbeugung beitragen: Schweinefleischprodukte sollten nicht über die Grenze gebracht und Speisereste nur in geschlossenen Müllbehältern entsorgt werden.
Jäger, die im Ausland auf die Pirsch gehen, müssen ihre Ausrüstung gründlich reinigen und desinfizieren.
Für Menschen ungefährlich
Die ASP betrifft nur Haus- und Wildschweine, für den Menschen ist sie ungefährlich.
Die Krankheit gilt als hochansteckend, obwohl sie weniger leicht übertragen wird als andere Tierseuchen. Bei über 90 Prozent der infizierten Schweine verläuft sie tödlich. Besonders gravierend sind die wirtschaftlichen Folgen eines Ausbruchs.
Das Virus überlebt im Kadaver mehrere Monate, verbreitet sich unter Wildschweinen aber nur über kurze Distanzen. Weite Verbreitung wird laut BLV meist durch den Menschen verursacht.