Reiseveranstalter leiden unterschiedlich unter der Corona-Krise

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Zürich,

Die Corona-Pandemie hat den Tourismus phasenweise komplett einbrechen lassen. Nicht alle Reiseveranstalter sind gleichermassen davon betroffen.

Reisebüros Parlament
Im Frühjahr kam das Geschäft mit dem Tourismus praktisch zum Erliegen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Tourismus steckt wegen dem Coronavirus in einer veritablen Krise.
  • Nicht alle Veranstalter sind dabei gleich von der Krise betroffen.
  • Ein Reiseveranstalter konnte sogar einen Gewinn verbuchen.

Die Corona-Pandemie hat die Reisebranche in die tiefste Krise ihrer Geschichte gestürzt. Kostensenkungen, Entlassungen und Umstrukturierungen sind bei vielen Reiseveranstaltern die Folge. Doch die Betroffenheit der Konzerne hängt auch davon ab, wie sie aufgestellt sind.

Der Reiseveranstalter Hotelplan Suisse beispielsweise hat das schlechteste Geschäftsjahr seiner 85-jährigen Geschichte erlebt. Dies sagte Unternehmenschef Tim Bachmann am Dienstag vor den Medien.

Der Umsatz brach im Ende Oktober abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/2010 um rund zwei Drittel ein. Absolute Zahlen gab der Geschäftsführer nicht bekannt, im Vorjahr hatte das Unternehmen einen Umsatz von 573 Millionen Franken erwirtschaftet.

Hotelplan streicht 170 Stellen

Die vielen Umbuchungen, Stornierungen und Kundenanfragen hätten dem Unternehmen eine riesige Menge an Arbeit beschert, gleichzeitig aber sehr wenig Ertrag. Unter dem Strich resultierte der grösste Verlust der Geschichte. Der Verlust mehrerer Jahresgewinne und eine hohe Verschuldung beim Mutterkonzern Migros ist die Folge.

Hotelplan
Tim Bachmann, CEO Hotelplan Suisse, hat am Dienstag keine guten Neuigkeiten zu verkünden. - Keystone

Um die Kosten zu senken baut die Hotelplan Gruppe, zu der Hotelplan Suisse gehört, massiv Stellen ab. Rund 170 Stellen in der Schweiz wurden wegrationalisiert und das Unternehmen machte zwölf Filialen dicht.

Einen Stellenabbau gab auch das Tourismusunternehmen «DER Touristik Suisse» bereits Mitte August bekannt. Das Unternehmen gab an, rund 140 der 810 Vollzeitstellen abzubauen. Zudem würden Reisebüros der Gesellschaft Kuoni zusammengelegt und einzelne Filialen aufgegeben. Zu DER Touristik Suisse gehören nebst Kuoni auch die Reiseveranstalter Helvetic Tours oder ITS Coop Travel.

Tui vermeldet Verlust von zwei Milliarden Euro

Auch die deutsche Tui-Gruppe, zu der der Reiseveranstalter Tui Suisse gehört, verzeichnete massive Verluste. In den ersten neun Monaten des aktuellen Geschäftsjahrs resultierte beim Unternehmen ein operativer Verlust von 2,0 Milliarden Euro. Wie hoch der Verlust bei der Schweizer Gesellschaft ist, geht aus dem Bericht nicht hervor.

tuifly kreuzfahrtschiffe
Die Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe von Tuifly sind bereit für den Sommer. (Symbolbild) - Keystone

Tui hatte bereits im März angegeben, seine Fixkosten um mehr als 70 Prozent auf ein «absolutes Krisenminimum» zu reduzieren. Laut dem Bericht fallen aber noch immer monatliche Fixkosten von 235 Millionen Euro an.

Der weltgrösste Reisekonzern besitzt nämlich rund 1'600 Reisebüros und Online-Portale. Dazu kommen fünf Fluggesellschaften mit rund 150 Flugzeugen, über 400 Hotels, 17 Kreuzfahrtschiffe und zahlreiche Agenturen in den Zielgebieten. Die Tui-Gruppe hat deshalb bereits im Mai den Abbau von rund 8'000 Stellen bekanntgegeben. Zudem wolle sich der Konzern zu einer digitalen Plattform wandeln, wie Konzernchef Fritz Joussen sagte.

Diskussionen über weitere Staatshilfen

Als erstes deutsche Grossunternehmen erhielt Tui im Frühling von der Regierung ein Krisendarlehen über 1,8 Milliarden Euro. Später kam ein zweites Stabilisierungspaket über 1,2 Milliarden Euro hinzu. Zudem zieht das Unternehmen eine Kapitalerhöhung in Erwägung, über deren Umfang und Zeitpunkt allerdings noch nichts bekannt ist.

Flughafen
Deutschlands grösster Flughafen hatte 2019 gerade noch einen neuen Passagierrekord von 70,5 Millionen Menschen geschafft. - dpa-infocom GmbH

Am gestrigen Dienstag wurde ausserdem bekannt, dass Tui aktuell über weitere Staatshilfen diskutieren soll. Die Gespräche stünden aber noch ganz am Anfang, hiess es gemäss Agenturen aus gut unterrichteten Kreisen.

Etwas glimpflicher als die Konkurrenz kam der Online-Reiseanbieter «LM Group» davon, zu dem etwa die Portale «lastminute.com», «weg.de» oder «Hotelscan» gehören.

LM Group macht sogar Gewinn

Das Unternehmen hat ebenfalls stark unter der Corona-Krise gelitten. Unter dem Strich resultierte nach neun Monaten ein Verlust von 30,1 Millionen, wie heute Mittwoch bekannt wurde.

Immerhin schaffte es das Unternehmen aber operativ einen Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) 7,4 Millionen Franken zu verbuchen. Entscheidend dürfte sein, dass die LM Group auf Online-Buchungen spezialisiert ist und weder eigene Hotels noch Filialen betreibt.

Das Unternehmen zeigte sich wenig optimistisch für die nächsten Monate. Die Verlangsamung dürfte sich infolge der zweiten Corona-Welle sowie des gesunkenen Vertrauens der Reisenden über die Wintermonate hin fortsetzen. Dank «solider» Bilanz und einem «mehr als ausreichenden» Betrag an Barmitteln sei man aber gerüstet, die Krise zu meistern.

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