Reklamationen von Mietern schränken Schweizer im Home-Office ein
Die Turnübung sei zu laut und die spielenden Kinder auch. Wegen des Home-Office sind viele Mieter mit inkulanten Nachbarn konfrontiert. Reklamationen nehmen zu.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Zeit von Home-Office zeigt sich, wer empfindliche Nachbarn hat.
- Mieter erhalten Reklamationen wegen «Kinderlärm» oder zu lauten Turnübungen.
- Es gibt mehr Lärmklagen als sonst. Grundsätzlich sind die Mieter aber kulant.
Die 35-jährige Fabienne F. aus Freiburg muss mit ihren zwei Kindern (3 und 1) auf den Spielplatz flüchten. Das Paar in der Wohnung unter ihnen hat wieder mal an die Radiatoren geschlagen um zu zeigen, dass die Kinder zu laut sind.
Für Fabienne eine belastende Situation. «Kinder rennen nun mal umher und lassen auch mal etwas fallen. Ich kann nicht den ganzen Tag mit ihnen Bücher anschauen», sagt die Kindergärtnerin verzweifelt. Seit ihre Nachbarn im Home-Office sind, würden sich diese regelmässig beschweren. Gespräche blocken sie ab.
Turnen als Ruhestörung
Die 29-jährige Bernerin Eva sieht sich mit einer «Reklamation wegen Ruhestörung» konfrontiert. Sie besucht eigentlich das Fitnessstudio und geht oft draussen joggen, doch in der Corona-Zeit macht sie nachmittags auch mal Übungen zu Hause. Dass ihre Nachbarin nun deswegen grad einen Brief geschrieben hat, hat sie getroffen.
Die Mieter scheinen diese Fehden jedoch oftmals unter sich auszumachen. So habe man seit dem Lockdown zwar vermehrt Mietende beraten, die «etwas dünnhäutiger» auf Lärm reagiert hätten, sagte Fabian Gloor vom Mieterverband der Deutschschweiz Anfang Mai zu Nau.ch.
Doch diverse Immobilienverwaltungen wie Von Graffenried oder die Burgergemeinde in Bern weisen keine Zunahme von Reklamationen oder Klagen auf. «Wir erleben die Leute als sehr tolerant», heisst es bei Von Graffenried.
Der Immobilien-Dienstleister Wincasa hingegen erklärt auf Anfrage, sie hätten generell wenig Lärmreklamationen, diese hätten jedoch in den vergangenen Wochen zugenommen. «Die Lösung solcher Angelegenheiten liegt in der Verantwortung unserer Mieterinnen und Mieter.»
Konflikte eskalieren erst spät
Wie stark die Lärmklagen wirklich zunehmen, könnte sich erst noch abzeichnen, wie Walter Angst vom Mieterverband Zürich auf Anfrage erklärt. Häusliche Nachbarschaftsprobleme würden in den Beratungen erst später auftauchen. «Denn bei Nachbarschaftskonflikten dauert es eine Weile, bis es eskaliert.»
Bis dahin haben die Mieter immer noch die Chance, eine einvernehmliche Lösung zu finden.