Religionsfreiheit an Schweizer Schulen: JSVP wehrt sich
Der Lehrplan 21 besagt, man solle religiöse Aspekte aus dem Unterricht – also auch aus Weihnachtsfeiern – fernhalten. Der Jungen SVP stösst dies sauer auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Lehrplan 21 will eine säkulare Schule ohne religiöse Aspekte.
- Der JSVP und den Schweizer Demokraten stösst dies sauer auf.
- Muslime hingegen plädieren für die Religionsfreiheit – für Muslime wie Christen.
Der Lehrplan 21 hält die Schulen dazu an, religiöse Aspekte aus dem Unterricht fernzuhalten. Die Glaubens- und Religionsfreiheit von nicht-christlichen Kindern solle respektiert werden, so der Grundsatz. Nachdem die Oberste Lehrerin des Landes allgemein und eine anonyme Lehrerin konkret über die Umsetzung dieses Anspruches auf Nau.ch berichteten, hagelt es nun Kritik.
Christliche Kultur dient der Integration von Ausländern
David Trachsel, Generalsekretär der Jungen SVP, findet: «Der Lehrplan 21 enthält diverse Mängel und müsste deshalb überarbeitet werden.» Die christliche Leitkultur stelle einen wichtigen Teil der Schweiz dar und müsse den Kindern vermittelt werden.
Die Kinder sollen lernen, woher «unsere Kultur herrührt», so Trachsel. «Das erfolgreiche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und ein hoher Ausländeranteil ist nur deshalb tragbar, weil man grossmehrheitlich bereit ist, sich in die schweizerische christliche Leitkultur zu integrieren.» Diese sei von Liebe, Annahme und Respekt gekennzeichnet.
Christentum und Islam nicht vergleichbar
Bereits 2006 wollte Bernhard Hess, damaliger Nationalrat der Rechtsaussen-Partei «Schweizer Demokraten», vom Bundesrat wissen: «Ist es dem Bundesrat nach wie vor ein Anliegen, Weihnachten an der Schule als Teil unseres Brauchtums zu pflegen?» Er störte sich an einem Zitat des Lehrerverbandspräsidenten, wonach man aus Rücksicht auf andere Kulturen auf Weihnachtsfeiern an der Schule verzichten müsse.
Willy Schmidhauser, Thurgauer Sekretär der Schweizer Demokraten, glaubt, dass das Grundproblem die «offenen Grenzen und Masseneinwanderung» von Menschen aus fremden Kulturen seien. So würden Parallelgesellschaften entstehen.
Islam sei nicht mit anderen Religionen vergleichbar
«So wird auch im Lehrplan 21 eine neue ‹Nation› zusammen geschustert und weil auch hier das Basiswissen fehlt, werden Äpfel mit Birnen und umgekehrt verglichen und genau das geht daneben!» Der Islam sei nicht mit anderen Religionen vergleichbar, er sei Menschenrechten und der Schweizer Verfassung diametral entgegengesetzt, ist Schmidhauser überzeugt.
Die Vorgabe im Lehrplan 21 «von unwissenden Bürokraten muss langfristig ins Auge gehen», warnt der Thurgauer. «In den Schulen werden unsere Kinder zu Atheisten erzogen, um die Muslime nicht ‹vor den Kopf zu stossen› – Was für ein Wahnsinn!»
Nicht Muslime, sondern Konfessionslose sind der Grund
Doch was sagen Muslime selbst zum Umgang konfessionsfreier Weihnachtsfeiern an Schulen? Önder Güneş, Mediensprecher FIDS, der Föderation islamischer Dachorganisationen der Schweiz, erinnert sich, dass zu seiner eigenen Schulzeit Weihnachten regelmässig behandelt und gefeiert wurde. «Weihnachten ist sehr wichtig für einen Grossteil der Bevölkerung.»
«Der Lehrplan fokussiert unserer Ansicht nach nicht hauptsächlich auf Andersgläubige, sondern auf die wachsende Anzahl der Konfessionslosen, die heute schon einen Anteil von 30 Prozent ausmachen.» Deshalb müsse man in den Schulen einen pragmatischen Ansatz wählen. Alle, die Weihnachten feiern möchten, sollen dies uneingeschränkt tun dürfen.
«Religionsfreiheit bedeutet den eigenen Glauben leben zu dürfen, das gilt selbstredend auch für den Grossteil der christlichen Bevölkerung», erklärt Güneş. Den Muslimen seien Integration und Gebräuche ebenfalls sehr wichtig.
Für die muslimischen Festtage müssen die Kinder heute Dispensgesuche für freie Tage einreichen. Bezüglich der Weihnachtsfeier sagt Güneş: «Wenn jedoch einige muslimische Schüler nicht dabei sein möchten, gehört das auch zur Religionsfreiheit.»